Wintersport/10.11.2017

Experten: Der Wintersport muss zurück in die Schulen – und Kindergärten

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Was müssen wir tun, damit Wintersportler nicht aussterben? Diese Frage hat sich ein Experten-Podium bei „Dein Winter. Dein Sport“ gestellt – und dabei spannende Fragen diskutiert: Wie können Kinder wieder für das Skifahren gewonnen werden? Wie stellen sich die Skigebiete attraktiver auf? Wie ist der Skiurlaub für Familien bezahlbar? Und welche neuen Zielgruppen gibt es? ISPO.com beschreibt die Lösungsansätze führender Wintersport-Experten.

Auf dem Podium bei „Dein Winter. Dein Sport“ (von links): Martha Schulz, Antonia Asenstorfer, Klaus Dittrich, Siegfried Paßreiter und Moderator Alexander Ploner.
Auf dem Podium bei „Dein Winter. Dein Sport“ (von links): Martha Schulz, Antonia Asenstorfer, Klaus Dittrich, Siegfried Paßreiter und Moderator Alexander Ploner.

Bei „Dein Winter. Dein Sport" treffen sich zum zweiten Mal die Spitzenköpfe der Wintersportbranche, um gemeinsam in die Zukunft zu blicken: Wie werden sich Sport und Sportler in den kommenden Jahren, begleitet von wirtschaftlichem Erfolg der Branche, entwickeln? In der Podiumsdiskussion mit dem Thema „Was müssen wir tun, damit Wintersportler nicht aussterben?" widmen sich vier Experten den Wintersport-Kunden der kommenden Jahre und Jahrzehnte. So bekommt man Kinder wieder zum Skifahren.

Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH

Gemeinsam die wichtigste Frage beantworten: „Wir verschreiben uns mit dem ISPO-Netzwerk der Aufgabe, mehr Menschen für den Sport zu gewinnen. Dieses gemeinsame Anliegen zu transportieren, empfinde ich auch als den größten Wert von Dein Winter. Dein Sport. Es geht darum, gemeinsam die Frage zu beantworten: Was kann ich wo erleben – und nicht, was muss ich kaufen. Wir müssen gemeinsam das „Warum“ beantworten – und uns nicht im Wettbewerb der Details verstricken."

ISPO-Netzwerk richtet sich verstärkt an Endverbraucher: „Mit unserem Netzwerk haben eine unglaubliche Reichweite: Wir haben mit ISPO.com in den vergangenen beiden Jahren fünf Millionen Unique User gehabt, 50 Prozent davon sind Endverbraucher. Wir werden noch intensiver in die Breite gehen, um die ISPO Munich 2018 herum Events veranstalten, auch zusammen mit den Händlern, wir planen auch Sommer-Aktivitäten – alles, um das Thema Sport noch näher an den Endverbraucher zu tragen."

Begeisterung beim Nachwuchs entfachen: „Ich selbst bin früher ins Skilager gefahren, da hatten von 30 Kindern zwei keine eigenen Ski, heute ist es umgekehrt. Ich finde es großartig, dass es Initiativen gibt, die Preishürde beim Skifahren zu überwinden. Wir müssen versuchen, an die Landesregierungen heranzutreten, damit Wintersportwochen wieder ein Thema an den Schulen werden. Viele Lehrer trauen sich nicht mehr, das vermeintliche Risiko einzugehen. Ich glaube aber, die Initiative lohnt sich. Wir müssen bei den Kindern wieder anfangen. Es fehlt der Nachwuchs, wir müssen neue Begeisterung entfachen."

Chinesen als Kunden von morgen: „Die Chinesen investieren wahnsinnig viel in die Infrastruktur zu den Skigebieten, da werden Hochgeschwindigkeits-Trassen für Züge gebaut. Das Skifahren dort sieht allerdings anders aus bei uns, es hat mehr Eventcharakter – man leiht sich etwas aus und ist dann zwei Stunden im Schnee. Der nächste Schritt ist dann, dass die Chinesen in die Skigebiete fahren wollen, die eine weltweite Marke sind.“

Martha Schulz, Inhaberin und Geschäftsführerin der Schulz-Gruppe (Eigentümer von 7 österreichischen Skigebieten)

Weniger Skitage, mehr Ski-Intensität: „Die Mobilität ist ein großes Thema – unsere Gäste machen kürzer Urlaub, aber dafür öfter, von 7 auf 5,9 Tage. Themen wie Mindestaufenthaltsdauer sind passé. Wir müssen uns auf eine neue Generation von Mobilität einstellen: Weniger junge Menschen machen einen Führerschein, und wir müssen Wege finden, diese Menschen auch und Zukunft zu uns in die Skigebiete bringen. Unsere wichtigste Aufgabe als Touristikunternehmen ist, Sehnsüchte beim Kunden zu erzeugen und zu erfüllen. Und die Leute müssen einfach schnell zu ihrem Bergerlebnis kommen.“

Nachwuchs und Spitzensport fördern: „Wir haben viele Ansätze wie kostenlose Skitage für Kinder oder Hütten, auf denen selbst mitgebrachtes Essen verzehrt werden darf. Die Zugänglichkeit ist uns besonders wichtig. Wir dürfen aber auch nicht den Spitzensport mit seinen Heros als Vorbildern vergessen – der Nachwuchs braucht Helden, zu denen er aufschauen kann."

Siegfried Paßreiter, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Sportartikelindustrie

Kindergarten und Kitas als Ziel: „Wir können für die passenden Produkte sorgen, beispielsweise universell für verschiedene Zwecke einsetzbare Ski. Aber wir können leider keine Lift- und Hotelpreise beeinflussen. Wir haben viele Skifahrer und Familien verloren. Wir müssen in die Kindergärten und sogar in die Kitas um dort die jungen Menschen für den Wintersport zu begeistern. Wir verlieren derzeit oft den Kampf um Weihnachten gegen Elektronik-Produkte wie Smartphones oder mittlerweile auch Drohnen."

Neue Zielgruppen brauchen Ausrüstung: „Die Unternehmen setzen natürlich auf mehr Besucher – egal woher sie kommen. Die Zukunft liegt in Fernost: Wenn 40 Millionen Chinesen Skifahren wollen, dann brauchen sie das entsprechende Equipment. Im nächsten Schritt werden sie dann zu uns kommen und unsere mitteleuropäischen Skigebiete sehen wollen."

 



Antonia Asenstorfer, Verband Deutscher Seilbahnen und Leiterin Kommunikation Alpenplus

Erlebnisse günstig und zugänglich machen: „Ein Investment alleine in Seilbahnen und Liftanlagen reicht nicht. Es geht nicht um schneller, höher, weiter – wir müssen auch die kleineren Skigebiete mit Tagesausflüglern stärken. Es braucht preisgünstige Chancen, um zu lernen und einzusteigen, als Sprungbrett für die größeren Skigebiete. Große Chancen bieten hier eine Vernetzung und ein Zusammenschluss der Gebiete. Das Schneeerlebnis muss, vor allem, für Kinder, leistbar und machbar bleiben."

Fokus auch auf bestehende Kunden: „Wir müssen uns in Zukunft sehr stark auf die Kundenbindung konzentrieren – natürlich ist es wichtig, neue Kunden zu gewinnen. Aber wir müssen auch die Kunden die wir haben, überzeugen und sie ihre Begeisterung für den Wintersport weitergeben lassen.“

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