Was haben ein Bergsport-Journalist und eine Verpackungsingenieurin, die in jeder freien Minute in den Bergen unterwegs ist, gemeinsam? Na klar: Beide kennen sich hervorragend im Bergsport aus. Der Unterschied? Nur der Journalist teilt sein Wissen mit einer breiten Öffentlichkeit.
Viele Sportunternehmen haben das Potenzial der sportbegeisterten Bevölkerung erkannt: In den Menschen schlummert ein enormes Expertenwissen über Sportgeräte, Sportbekleidung, Wearables oder andere Sportprodukte – und große Lust, sich mit anderen über die gemeinsame Leidenschaft auszutauschen.
Bei ISPO OPEN INNOVATION werden sie als Produkttester und Mitentwickler ihre Ideen, Anregungen und Kritik los. ISPO.com erzählt die Geschichten von fünf Personen der sportbegeisterten Fachcommunity: „Wir sind die Crowd“.
Martin Blum (45, Diplom-Ingenieur)
Wenn es nach Monaten des Wartens dicke Flocken vom Himmel schneit, beginnt die Lieblingszeit des Chiemgauers. „Jeden zweiten Winter nehme ich mir ein paar Monate frei und widme mich voll dem Winter“, sagt Martin Blum. Eigentlich arbeitet der 45-Jährige beim TÜV. Spezialgebiet Seilbahnen. „Nebenberuflich suche ich mir stets Aufgaben ganz vorne an der Wintersport-Front“, erzählt er.
Blum war schon Skilehrer in Japan, beriet Filmproduktionen als Location Guide – und nimmt die neuesten Sportprodukte unter die Lupe. So gut und fundiert, dass er 2015 sogar in die ISPO AWARD Jury in der Kategorie Ski berufen wurde.
„Die Wintersport-Community ist so sensibel, dass der Abstand zwischen Hersteller und Kunden klein gehalten werden muss“, sagt Insider Blum. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Open-Innovation-Plattformen in zehn Jahren Standard in vielen anderen Branchen sind.“
Ilka Groenewold (31, Moderatorin)
Die Hamburgerin verbreitet gute Laune, privat und beruflich. Als Moderatorin (u.a. für Sat.1, NDR, BMW, Audi) und Laufcoach ist Ilka Groenewold ständig unterwegs. „Sport macht ungefähr 30 Prozent meines Lebens aus“, schätzt sie. Ihres beruflichen Lebens? „Nein, meines gesamten Alltags“, sagt die 31-Jährige und lacht. „Sport ist für mich Leidenschaft, Ausgleich und Motivation. Das gebe ich gerne weiter, zum Beispiel als Fitness-Trainerin auf der Aida. Demnächst mache ich die Kreuzfahrt-Gäste in der Karibik fit.“
Schon während ihres Sportstudiums in Hamburg habe sie „Versuchskaninchen“ bei vielerlei Tests an ihrer Uni gespielt, erzählt sie. „Es ist einfach spannend, Sachen und Entwicklungen, die noch nicht auf dem Markt sind, als Allererste ausprobieren zu dürfen.“
Vor einem Jahr wurde Groenewold in die ISPO AWARD-Jury gewählt und schwärmt noch immer. „Ich schöpfe noch heute aus diesen zwei Tagen“, sagt sie. „Die besten Sportprodukte auszeichnen zu dürfen, das war grandios.“
Groenewold weiter: „Ich glaube, dass es für Unternehmen sehr positiv ist, wenn sie sagen können: ,Unser Produkt wurde von einer echten Fachcommunity mitentwickelt und getestet!' Als potenzielle Käuferin halte ich das für viel glaubwürdiger als Werbung, die von einem Konzern online oder im Print geschaltet wird.“
Hubert Spieß (46, Internet-Unternehmer)
Über ein kurioses Erlebnis als Produkttester kann der Münchner noch heute lachen. „Ich sollte ein Shirt aus Merinowolle testen und habe es gleichmal bei einem Krippenspiel vor Weihnachten angezogen“, erzählt Hubert Spieß. „Als ich angefangen habe zu schwitzen, roch ich plötzlich heftig nach Schaf – das war mir schon ein wenig peinlich.“
Schafen begegnet der 46-Jährige sonst nur bei seinen Outdoor-Aktivitäten: beim Joggen im nördlichen Englischen Garten oder auf seinen Bergtouren. „Ich mache jeden Tag Sport und wechsle fleißig durch, also auch Yoga und Krafttraining“, sagt der Internet-Unternehmer. „In erster Linie als Ausgleich für meine Arbeit am Schreibtisch.“ Ein Kopfarbeiter mit Bewegungsdrang, der oft beim Sport die besten Einfälle hat – und dann kaum abwarten kann, sie mit der Community zu teilen.
Das größte Klischee über Produkttester spricht Spieß von sich aus an: „Natürlich ist es ein Anreiz, wenn man Sachen behalten darf – vor allem wenn es sie noch gar nicht zu kaufen gibt“, erklärt er ohne Zögern. „Aber es geht mir ja nicht darum, irgendein 50-Euro-Shirt zu bekommen. Das kann ich mir auch selbst kaufen.“
Viel wichtiger sei es ihm, Teil einer Sport-Fachcommunity zu sein. „Das Diskutieren mit Gleichgesinnten macht riesig Spaß. Ich mache meine Tests mit großer Hingabe und versuche, möglichst authentisch zu testen. Also nicht nur irgendwie rumspringen und dann ein Selfie schicken. Wenn ich helfen kann, Produkte besser zu machen und etwas beeinflussen kann: Das ist ein gutes Gefühl.“
Franziska Hoell (22, Studentin)
Die Stuttgarterin ist einer von diesen Menschen, die ohne Sport nicht können. Am liebsten ist sie draußen unterwegs, „vielfältig aktiv“ – so nennt sie es selbst: „Von Rudern, Kanu, Schwimmen über Radtouren und Wanderungen bis Skifahren und mehr.“
Ihre Leidenschaft will Franziska Hoell später zum Beruf machen, sie studiert Sportingenieurwesen in Magdeburg. „Ich habe mich schon immer dafür interessiert, weshalb manche Produkte viel länger halten als andere“, erzählt sie. „Nach meinem Studium möchte ich in der Produktentwicklung von Sportgeräten und Sportequipment arbeiten. Produkttests sind für mich nicht nur spannend, sondern auch lehrreich.“
Weshalb? „Als Produkttesterin setze ich mich viel intensiver mit den Artikeln auseinander, weil ich mich zum Beispiel mehr mit der Materialwahl oder den speziellen Anforderungen an das Produkt beschäftige“, sagt die 22-Jährige. „Mir sind dadurch erst einige Aspekte eines guten Sportprodukts – wie Nachhaltigkeit und individuelle Anpassung – erst so richtig bewusst geworden.“
Julian Witting (25, Student und Ski-Youtuber)
Die Begeisterung für Neuheiten teilt auch der Wendener. „Im Supermarkt greife ich auch mal zu neuen Produkten“, sagt der 25-Jährige, „ich bin eben einfach neugierig.“ Die perfekte Voraussetzung, um auf einer Open-Innovation-Plattform mitzuwirken.
Julian Witting ist angehender Wirtschaftsingenieur und leidenschaftlicher Skifahrer. „Mittlerweile lebe ich in Innsbruck und komme auf rund 80 Skitage im Jahr“, erzählt er. Als Youtuber und Blogger (alyeskaskiing.de) gibt er „Tipps zu allem, was das Wintersport-Herz begehrt“. Selbstbewusst sagt er über sich selbst: „Ich glaube, dass ich ein gutes Produkt von einem schlechten unterscheiden kann.“
Wenn Witting für Videodrehs auf der Piste oder beim Fitness unterwegs ist, testet er gleichzeitig neue Sportprodukte. „Durch meine Tests des X-Bionic Effector Running Sets und des WingTech-Shirts von CEP sind mir beide Marken massiv ins Bewusstsein gerückt“, sagt er. Zuletzt hat er sich Skisocken von CEP bestellt, „weil mich die Qualität der Marke überzeugt hat“.
„Crowdsourcing hat für die Unternehmen zwei nette Nebeneffekte“, sagt Witting: „Die Bekanntheit steigt und durch die Identifizierung der Tester mit den Produkten wird in der schnelllebigen Social-Media-Welt ein nachhaltiger Marketingaspekt geschaffen.“
Bergans ließ innovative Jacke testen
Ein Effekt, den auch Bergans of Norway bei der Entwicklung der neuartigen „Eidfjord Jacket“ genutzt hat. Die Funktionsjacke besteht zu 30 Prozent aus pflanzenbasiertem Polyester auf Melasse-Basis, einem Nebenprodukt der Zuckerherstellung. 30 Community-Mitglieder von ISPO OPEN INNOVATION, darunter auch Umwelttechnologie-Experten aus dem IFAT-Netzwerk der Messe München GmbH, testeten das Produkt vorab – mit positivem Ergebnis.
Die Tester lieferten Bergans wichtiges Feedback und waren sich insgesamt einig: Die Funktionsjacke ist marktreif. Seit Sommer 2016 ist die „Eidfjord Jacket“ im Handel.
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