Bildcredit:
Arthur Poulin / Unsplash
LISTICLE/26.06.2023
07

Themen von der OutDoor by ISPO 2023, die nachhallen

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

Was kommt, was geht? Bei der OutDoor by ISPO kamen drei Tage lang die Makers & Shakers der Branche zusammen – um zu präsentieren, zu diskutieren und in unserem Fall auch zu kuratieren. ISPO.com hat die wichtigsten Take-Aways der Show gesammelt und wagt Prognosen zu deren Zukunft.

01

Vanlife 2.0: Ein Trend wird erwachsen

Die Preise für Fahrzeuge sind mittlerweile am Maximum, der Verleih diversifiziert sich und das Angebot wird immer breiter. Laut Consumer Insight Report glauben die Befragten auch in Zukunft an die Bedeutung von Camping und Vanlife. Dennoch wird sich der Markt etwas verändern und gleichzeitig spezialisieren. Auch Vanlife-Rookies haben sich mittlerweile ins Thema eingefuchst und die persönlichen Vorlieben beim Campen entdeckt. Künftig werden speziellere Produkte eine wichtigere Rolle als die Basics spielen, denn mit der Grundausrüstung sind viele mittlerweile eingedeckt. Ein Produkt muss dabei also nicht mehr zwingend alles für alle können. 

Und: Digitale Schnittstellen werden wichtiger. Apps und zusätzliche virtuelle Erklär- und Erlebniswelten von Produkten stellen dabei die Verlängerung von physischen Camping-Adventures dar oder erklären die Herkunft von Material- und Produktkomponenten. Nach dem Motto "Totgeglaubte leben länger" wird die Verbindung etwa über in Zelten integrierte NFC-Chips hergestellt, die in Sachen Langlebigkeit QR-Codes übertrumpfen sollen.

02

Multi-Use und Minimalismus: Jeder, wie er's braucht

Auch, wenn es sich scheinbar mit den oben angesprochenen spezielleren Produkten widerspricht: Multi-Use ist im Hinblick auf das Schonen von Ressourcen und vielfältigere Einsatzmöglichkeiten nach wie vor ein Thema und eine parallele Richtung, in die sich die Outdoor-Branche entwickelt. Die Vielfalt macht's bei manchen, die sich minimalistisch auf weniger Güter beschränken wollen, oder weil es die Packsituation einfach nicht anders erlaubt. Ob also als Schlafmatte mit abtrennbarem Sitzkissen von Bach oder das Nomad Cape von Trailhoppers, das als Hängematte, Regencape, Unterlage oder Wetterschutz-Segel verwendet werden kann – unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten haben nach wie vor Saison. 

Generell scheint auch der Minimalismus-Trend zum Draußen schlafen durch, ob im Biwak oder der Hängematte. Tausend-Sterne-Himmel statt Fünf-Sterne-Unterkunft ist dabei als anhaltender Branchentrend zu sehen.

03

Design-Trend Heritage: Markengeschichte neu gedacht

Marke bedeutet häufig auch Identität und Community. Wenn diese auf interessanten Geschichte(n) mit Pioniergeist basieren, umso besser. Und so sind Markenjubiläen, der Stolz auf die Markengeschichte, Tradition und Qualität Faktoren, denen man auf der OutDoor by ISPO immer wieder begegnete. Im Design triggern diese Jubiläen eine Rückbesinnung auf die Heritage der jeweiligen Marken: Bei Berghaus, mit Anspielung an Pop-Kultur und Alpinismus in einer eigenen Kollektion, mit Farben, die kräftig, geblockt oder in Anspielung an die achtziger und neunziger Jahre daherkommen. Bei Deuter mit Blick auf die Geschichte von der Entstehung als Zelthersteller beim Oktoberfest bis hin zu historischen erfolgreichen Expeditionen. Die Marke hat zum 125-jährigen Bestehen acht beliebte Modelle als Special Edition in besonderem Design aus recyceltem und bluesign-zertifiziertem Material aufgelegt. Und bei Lowa mit Blick auf die Erfolgsgeschichte und die handwerkliche Qualität zum 100-jährigen Jubiläum.


Anspielungen auf Klassiker in neuem Material-Gewand: Moderne und nachhaltige Materialtechnologien machen das Spiel mit den traditionellen Designs zukunftsfest, so etwa auch beim Tree-Kånken von Fjällräven, die den klassischen Rucksack mit nicht-fossilem Material aufgelegt haben. Und auch werden Jubiläen als Anlass genommen, in die Zukunft zu schauen: Patagonia konzentriert sich zum 50-jährigen Bestehen etwa auf das, was als Nächstes kommt: Wie sich Kapitalismus und Qualität so weiterentwickeln können, um der Klima- und Umweltkrise entgegenzuwirken.

04

Trend Kooperationen: Eine Branche rückt zusammen

Eins wurde im Sustainability Hub auf der OutDoor by ISPO sehr deutlich: Nur gemeinsam können Brands die Herausforderungen lösen, die auf dem Weg hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft vor ihnen liegen – seien es selbstgesteckte Nachhaltigkeitsziele oder gesetzliche Anforderungen, etwa durch das EU-Lieferkettengesetz. Aber auch den CO₂-Fußabdruck von der Produktion bis zum Recycling zu verringern, bedarf gemeinschaftlichen Ideen und Initiativen. Doch die gibt es: Sowohl Branchenverbände als auch Marken und der Handel zeigten sich auf der Messe nicht nur gesprächsbereit für "Pre-Competitive Collaborations", sondern häufig bereits mitten in der Umsetzung, wie das Beispiel von Icebug CEO David Eklund zeigt. Kurz nach der OutDoor by ISPO haben sich Aku, Garmont und Mammut dem Solar Rooftop Scaling Program angeschlossen. Mit Unterstützung von Icebug und dem Solaranbieter BayWa haben diese drei Outdoor-Marken den ersten Schritt getan, um ihre gemeinsame Fabrik in Vietnam bei der Umstellung auf Solarenergie zu unterstützen.

Und auch im Retail-Bereich werden Austausch und Zusammenarbeit durch das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Voneinander lernen, um besser zu werden – für sich selbst und fürs Klima. Unter diesem Aspekt läuft der Datenaustausch und Report zum Outdoor-Markt der European Outdoor Group oder aber auch das Outdoor Retailer Climate Commitment (ORCC), ein freiwilliger Zusammenschluss von europäischen Einzelhändlern, die Klimawandel als eines der entscheidenden Probleme unserer Zeit erkannt haben und sich einig sind, dass die Outdoorbranche eine Vorreiterrolle im Kampf dagegen einnehmen sollte.

05

Material-Innovationen: Mehr Mono im Zeichen der Nachhaltigkeit

In der Outdoor-Community ist Nachhaltigkeit mittlerweile Mainstream, es dreht sich immer mehr um Circularity. Aber es gilt vorwärtszukommen! Kreislaufwirtschaft und vor allem, was noch fehlt, um Kreisläufe sinnvoll zu schließen und Geschäftsmodelle anzupassen, sind jetzt wichtig, nicht erst morgen. Ebenso wie das kritische Hinterfragen der eigenen Herangehensweise als Marke. Zentral in der Herstellung von Outdoor-Produkten wird künftig neben der Funktion die Lebensdauer sein. Denn je länger ein Produkt genutzt wird, ob vom ersten User oder als Second-Hand-Item, desto besser die Ökobilanz.

Und auch die Wertstoff-Verwertung und -Trennung am Lebensende eines Produktes wird von mehr Marken mitgedacht. Mono-Materialien und einfach zu trennende Lösungen sind auf dem Vormarsch. Die große Herausforderung wird Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit im Schuhbereich bleiben. Modulare Konzepte wie beim 3D-gedruckten Radschuh und ISPO Award und Public Choice Gewinner Helu One von Hezo Cycling sind hier schon richtungsweisend.

Mehr Mono beim Material, einfacher zu recyclen am Ende der Lebensdauer
Bildcredit:
Messe München GmbH
06

Ein Trend, der bleibt: Outdoor ist für alle da

Outdoor als Bewegung ist mit Freiheit und Abenteuer gleichzusetzen. Damit sind zwar auch Rekorde, extreme Expeditionen und spannende Projekte von Athlet*innen gemeint – aber nicht nur. Entdeckergeist beginnt dabei im Kleinen, in der Begeisterung fürs Draußen sein, für Micro-Adventures genauso wie für das Erleben mit allen Sinnen. 

Wie Marken aktuell besonders gut Konsumenten erreichen, hängt laut Marktforscher Stephan Grünewald auch mit diesem Image zusammen: “Wichtige Botschaften für Outdoor-Marken sind aber, in Einklang mit der Natur zu sein, Selbstwirksamkeit zu spüren und sich herauszufordern, ohne sich auf Höchstleistungen trimmen zu müssen. Dieses 'höher, schneller, weiter', bei dem man im Schweiße seines Angesichts in die Landschaft blickt, muss nicht sein. Es geht eher wieder darum, zur Ruhe zu kommen, eine innere Balance zu finden, mit anderen etwas zu unternehmen.” Es geht also um gar nicht viel mehr, als sich mit Natur zu umgeben, Zugang zu finden und Outdoor als Way of Life zu sehen.

Zugang zur Natur - im Einklang mit Community und Entdeckergeist im Kleinen
Bildcredit:
Arthur Poulin / Unsplash
07

Über den Tellerrand: Horizont erweitern, größer denken

Die Outdoorbranche steht natürlich nicht für sich allein. In einer vernetzten Welt beeinflussen und inspirieren sich andere Branchen und Bereiche gegenseitig. Auch unseren Spielplatz, die Natur. Dass es vor allem darum gehen sollte, diese zu bewahren und größer zu denken, wurde auf der OutDoor by ISPO in Gesprächen und Panels deutlich.

Sektoren wie Tourismus, Landwirtschaft und Stromgewinnung haben Einfluss auf das Klima, können CO₂-Treiber sein, aber bei regenerativem Einsatz auch eine positive Wirkung in der Breite erreichen. 

Outdoor ist und wird politischer: Patagonias Aufruf an europäische Regierungen zur Beendigung der Grundschleppnetzfischerei und zum Schutz der Meere, oder aber auch neue Outdoor-Filme wie Schöffels “Walking The Good Path”, der sich unter anderem mit der Bedeutung von Mountainbiking für einen indigenen Kanadier auseinandersetzt, sind Beispiel dafür, dass große gesellschaftliche Themen vor der Outdoorbranche nicht Halt machen.

Outdoor ist größer: Patagonias globale Kampagne zum Schutz der Meere
Bildcredit:
M. Maassen/Patagonia