Outdoor/21.02.2016

Carstensz-Pyramide – schwieriger Aufstieg

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Jaya, den Siegesgipfel, nennt man die Carstensz-Pyramide vor Ort. Entdeckt wurde der Berg 1623 vom niederländischen Seefahrer Jan Carstensz, nach dem er schließlich auch benannt wurde. Viele zählen ihn – als höchste Erhebung Ozeaniens – zu den berühmten Seven Summits. Und das kommt so:

Carstensz-Pyramide - im Land der Dani auf Neuguinea

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Im Himalaya-Gebirge, zwischen Nepal und China, erhebt er sich: der Mount Everest, der höchste Berg der Erde. Und immer mehr Menschen möchten ihn besteigen, aber das ist gar nicht so einfach.


Für die Geologen gehört die Insel Neuguinea zu Ozeanien, für alle anderen ist sie dagegen Teil Asiens. Und so kommt es, dass man trefflich darüber streiten kann, zu welchem Kontinent die 4.884 Meter hohe Carstensz-Pyramide im Westen der Insel tatsächlich gehört. Zumindest in Bezug auf die berühmten „Seven Summits“ macht das dann einen gewaltigen Unterschied: Rechnet man das Inselreich Neuguinea zu Ozeanien, wie es der italienische Bergsteiger Rheinhold Messner aus geographischem Blickwinkel tut, so ist die Carstensz-Pyramide zugleich die höchste Erhebung des Kontinents Ozeanien. Sieht man es eher politisch, wäre der Staat Indonesien, in dem die Carstensz-Pyramide sich befindet, klar in Asien anzusiedeln. Dieser Auffassung folgte der 2015 verstorbene Bergsteiger „Dick“ Bass, von dem das am häufigsten verwendete Seven-Summits-Modell stammt.

Bergsteigen – die Sache mit dem Ehrgeiz

Keinen Streit gibt es darüber, dass die Carstensz-Pyramide mit ihren fast fünf Kilometern die höchste Erhebung bildet, die es weltweit auf einer Insel gibt. Für den Anstieg selbst ist die Zuordnung ohnehin nicht von Belang – allerdings würden weit weniger Bergsteiger den Weg nach Neuguinea finden, wenn es kein Seven Summits-Gipfel wäre. Schließlich geht es vielen Kletterfreunden darum, genau diese sieben höchsten Kontinental-Erhebungen zu bezwingen. Warum? Ganz einfach: Die Rekordjagd liegt in der menschlichen Natur. Auf K2 und Kangchendzönga, um den Vergleich zu wagen, waren in der Geschichte des Bergsports wahrscheinlich zusammen weniger Menschen, als auf dem Mount Everest in einem Jahr. Der Höhenunterschied zwischen der Nr.1 und der Nr. 3 der höchsten Gipfel der Erde beträgt jedoch weniger als 300 Meter. Rationale Erklärungen? Sind hier nicht gefragt. Der Satz: „Ich war auf dem Mount Everest“ klingt halt anders als „ … auf dem Kangchendzönga“.

Bergsteigen – schwierige Lage

Die Besteigung der Carstensz-Pyramide, die 1962 erstmals gelang, ist bis heute mit einigen Problemen verbunden. Oft gestaltet sich schon die Anreise schwierig, weil die indonesische Regierung wegen Sicherheitsbedenken bestimmte Anfahrtsrouten sperrt oder Genehmigungen gleich ganz verweigert. So scheiterten zwischen 1995 und 2005 alle Anfragen, da die politische Lage im Land keinen Bergtourismus zuließ. Seit den Wahlen 2004/05 hat sich die politische Situation jedoch erheblich verbessert. Probleme kann es nach wie vor bei notwendigen Routenänderungen geben. In der Region wird Gold abgebaut – mit der Grasberg-Mine befindet sich hier die ergiebigste Goldmine der Welt. Eine Annährung von Bergtouristen an die Minen ist nicht erwünscht.




Bergsteigen – schwieriger Aufstieg

Eine enorme Herausforderung bildet die Carstensz-Pyramide auch aus sportlicher Sicht. Der Schwierigkeitsgrad wird mit IV bis V angegeben und ist damit höher als beispielsweise beim Bergsteigen am Mount Everest – wobei die klimatischen Bedingungen bei dieser Bewertung keine Rolle spielen.

Wer eine Gipfeltour auf die Carstensz-Pyramide plant, muss zunächst einmal durch Dschungel und Hochmoore, um das Basislager in 4.330 Metern Höhe zu erreichen. Die kräftezehrende Trekkingtour zur Basis nimmt bereits circa fünf Tage in Anspruch. Wer aus Europa anreist, muss im Vorfeld weitere fünf Tage für den Transport und die Erledigung aller Formalitäten einplanen.

Der Aufstieg auf den Gipfel erfolgt üblicherweise über die 700 Meter hohe Nordwand, wobei es im Laufe der Tour immer steiler wird. Ab knapp 100 Höhenmetern unter dem Gipfel muss in hohen Schwierigkeitsgraden geklettert werden, bei gebuchten Expeditionen mit Unterstützung von Fixseilen. Zwischen Gipfelgrat und Gipfel gilt es dann noch einen massiven Einschnitt zu überwinden.

Bergsteigen in einer anderen Welt

Bei der Extremtour wird man auch auf das Volk der Dani treffen, an dem die moderne Entwicklung relativ spurlos vorübergegangen ist. Die traditionelle Kleidung der Männer besteht aus dem Penisköcher, die der Frauen aus einem Bast-Röckchen, wobei man auch modernere Bekleidung kennt. Bei der Erstbesteigung des Berges 1962 über die Nordwand waren mehr als 100 Dani dabei, um Heinrich Harrer, Philip Temple, Russel Kippax und Albert Huizenga als Träger zu unterstützen. Das Quartett um den Österreicher Harrer erreichte den Gipfel am 13. Februar.

Für gebuchte Touren ab/ bis Europa sollte man mindestens drei Wochen einplanen. Die Kosten fürs Bergsteigen inklusive Flug und Gebühren belaufen sich auf rund 10.000 Euro, liegen also deutlich unter denen anderer Seven Summits. Bergsport-Erfahrung und eine ausgezeichnete Kondition sind zwingend erforderlich.

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