Die nächste Generation der Apple-Uhr erscheint voraussichtlich wie gewohnt im September. Zum ersten Mal seit dem Start könnte Apple das Design komplett verändern. Leaker erwarten ein deutlich eckigeres Gehäuse, das es dann auch in mehreren Farben gibt – quasi ein iMac fürs Handgelenk. Wie bequem sich die Kanten beim Tragen anfühlen, erfahren Apple-Fans (vielleicht) ab Herbst. Sie hoffen vor allem, dass Apple an der größten Schwäche seiner Smartwatch arbeitet, an der Akku-Laufzeit. Mehr als einen Tag hält Warentest-Sieger Apple Watch Series 6 auch nach jahrelanger Entwicklung nicht durch. Das ist umso ärgerlicher für alle, die mit der Uhr am Handgelenk ihren Schlaf analysieren wollen. Denn nachts muss sie an die Steckdose. Der spürbar kleinere und erstmals doppelseitige S7-Chip der Watch Series 7 sowie die neue Form könnten endlich mehr Platz für den Akku und damit längere Laufzeiten bringen. Im Gespräch ist auch die robustere Outdoor-Version „Explorer Edition“, quasi ein Smartwatch-SUV.
Während Android in den meisten Bereichen bestens mit Apples iPhone-Software iOS mithalten kann, sieht es bei Googles Smartwatch-Betriebssystem Wear OS düster aus. Die Software wurde seit dem Anfang 2017 erschienenen Wear OS 2 nicht mehr grundlegend erneuert. Entsprechend veraltet sind Funktionen und Bedienung der Uhren von Huawei, Oppo oder Fossil. Kein Wunder also, dass laut Chiplieferant Qualcomm seit 2016 insgesamt nur rund 40 Millionen Android-Smartuhren verkauft wurden. Doch das soll sich ändern. Und zwar schnell. Am 11. August stellt Samsung seine Galaxy Watch 4 vor – die erste Smartuhr, die mit dem komplett neu entwickelten Wear OS 3 läuft. Dafür haben sich die Koreaner sogar von ihrem eigenen Betriebssystem Tizen verabschiedet. Google verspricht mehr Apps, mehr Tempo und mehr Möglichkeiten für die Hersteller, die Oberfläche anzupassen. Von den bisher verkauften Android-Uhren werden aber nur die allerwenigsten auf Wear OS 3 aktualisiert. Wer das Google-Upgrade will, braucht meist eine neue Uhr.
Sowohl die Apple Watch 6 als auch die Galaxy Watch 3 liefern mittlerweile ein medizinisch anerkanntes EKG ihrer Nutzer, das bei auffälligen Werten Alarm schlägt. Die Samsung-Uhr bietet seit einem Update im Frühjahr 2021 außerdem eine Blutdruck-Messung – die aber noch höchst umständlich funktioniert. Denn die Uhr muss mit einer herkömmlichen Blutdruck-Manschette kalibriert werden. Meist erwartete neue Gesundheitsfunktion von Smartwatches ist die Blutzucker-Messung ohne Pieks durch die Haut hindurch. Samsung könnte sie bereits dieses Jahr als große Attraktion der Galaxy Watch 4 bringen. Apple wartet wie gewohnt wohl eher ab, bis der Blutzucker-Check 2022 oder 2023 wirklich zuverlässig und bequem funktioniert. Dabei analysiert ein optisches Miniatur-Spektrometer auf der Unterseite der Uhr Biomarker im Blut, über die sich der Zuckerspiegel bestimmen lässt. Eine medizinisch zuverlässige Messung soll nur rund 20 Sekunden dauern. Der Markt und der Bedarf sind riesig: Allein in den USA ist etwa jeder Zehnte Diabetiker und könnte sich damit den lästigen Pieks ersparen. Schweizer Forscher arbeiten sogar schon daran, über das grüne Licht, das die Smartuhren zur Pulsmessung aussenden, die Insulinproduktion des Körpers anzukurbeln. Das Verfahren, für das zunächst genveränderte Zellen injiziert werden müssen, könnte in einigen Jahren Insulinspritzen überflüssig machen.
Die meisten Beobachter sind sich einig, dass uns die Pandemie trotz aller Fortschritte beim Impfen weiterhin begleiten wird. Um trotzdem einen möglichst normalen Alltag zu ermöglichen, werden Smartuhren zum wichtigen Helfer. Denn sie können Nutzer künftig frühzeitig vor einer möglichen Corona-Infektion warnen. In einer US-Studie haben die Sensoren der Uhren bereits sieben Tage vor Ausbruch erster Symptome wie Husten, Fieber oder Geschmacksverlust Hinweise auf eine mögliche Ansteckung entdeckt. Das funktioniert, weil die Sensoren auch minimalste Abweichungen beim Herzrhythmus, wie sie für Corona typisch sind, früh erkennen. Wer eine Warnung seiner Uhr erhält, kann sich frühzeitig testen lassen – und steckt bei einer Infektion weniger andere Menschen an. Professor Rob Hirten vom Mount Sinai Hospital in New York erklärt den „Apple-Abstrich“ so: „Wir wussten bereits, dass sich die Marker der Herzratenvariabilität verändern, wenn sich eine Entzündung im Körper entwickelt. Und Covid ist ein unglaublich entzündliches Ereignis. Damit können wir vorhersagen, dass Menschen infiziert sind, bevor sie es wissen." Entsprechende Apps sind bereits in Arbeit.
Auf der Watch Series 7 (voraussichtlich wieder ab rund 430 Euro) läuft das neue Betriebssystem watchOS 8 – vielleicht sollte Apple an seiner verwirrenden Nummerierung arbeiten. Das Update funktioniert ab Herbst 2021 nicht nur auf dem neuen Watch-Modell, sondern kommt als kostenlose Aktualisierung auch für die Vorgänger Watch Series 3, 4, 5 und 6 sowie fürs Etwas-Lower-Budget-Modell SE (ab 300 Euro). Einschränkung: Wegen des zu schwachen Prozessors landen nicht alle Neuheiten auch auf der Watch Series 3. Apple verspricht unter anderem neue Foto-Funktionen für die Zifferblätter, mehr Möglichkeiten bei der Smart-Home-Steuerung, digitale Haus- und Autoschlüssel, eine komplett überarbeitete Musik-App sowie noch mehr Gesundheitsfunktionen wie die Analyse der Schlafatmung. Neue Fitness-Schwerpunkte sind Pilates und Tai Chi. Wer neugierig ist und watchOS 8 jetzt schon ausprobieren will, kann sich bei Apple registrieren und die Beta-Software laden.
Die aktuellen Smartwatches sind mit ihren zahllosen Sensoren absolut High-Tech – zumindest innerhalb des Uhrengehäuses. Die Armbänder sind dagegen „nur“ schick, sorgen für Abwechslung und spülen vor allem Apple jede Menge Geld in die Kasse. Mit Technik haben sie aber nichts zu tun. Das dürfte sich ändern. Ein erst jetzt aufgetauchter Prototyp der Apple Watch Series 3 aus dem Jahr 2017 zeigt, wo die Reise hingehen könnte. Er besitzt an der Schiene für die Armbänder mehrere Kontakte, wie es sie bisher nicht gibt. Diese Kontakte dürften smarte Armbänder unterstützen. Damit könnten Apple oder auch andere Hersteller Sensoren von der Uhr ins Armband auslagern. Dort wäre mehr Platz, um am Handgelenk den Blutdruck oder den Insulinspiegel zu messen – oder mit einem dünnen, biegsamen Akku die Batterielaufzeit zu verlängern. Ob und wann so eine Neuheit kommt, ist noch unklar. Doch eines steht fest: Die Zeit für immer noch schlauere Funktionen von Smartwatches ist noch längst nicht abgelaufen.