Nachhaltigkeit ist auch weiterhin ein großes Thema, wie beim ISPO TEXTRENDS Megatrend DYNAMIK deutlich wurde. Eine neue, effiziente Nutzung unserer natürlichen Rohstoffe und Technologien wird immer wichtiger, auch angesichts der Tatsache, dass Recycling vorbildlich ist, allerdings nicht bei allen Stoffen funktioniert: Nur Bekleidung aus sortenreinen natürlichen oder synthetischen Materialien kann recycelt werden, nicht aber Bekleidung aus Mischfasern. Hier ist Recycling noch Zukunftsmusik.
Vor dem Hintergrund des wachsenden Drucks seitens der Verbraucher, die sich nachhaltigere Produkte wünschen, sucht die Textilindustrie nach Wegen der Reduktion, der Wiederverwertung und des Recyclings und nun auch nach biologisch abbaubaren Lösungen. Da Nylon und Polyester immer leistungsfähiger werden, gewinnen recycelte im Vergleich zu konventionellen Kunstfasern an Bedeutung. Aber wie bei allen Alternativlösungen kann es Einbußen geben, sodass die vom Verbraucher erwartete hohe Funktionalität nicht immer erreicht wird.
Natürlich abbaubar
Die naheliegende Lösung ist die Hinwendung zu natürlichen Fasern. Bekleidung aus Baumwolle, Wolle, Tencel, Modal und Lyocell wird innerhalb von nur wenigen Monaten bis zu einem Jahr biologisch abgebaut. Ziemlich praktisch, allerdings bringen diese Materialien nicht die für die Sport- und Outdoor-Branche so wichtige Leistung. Mischgewebe, die die Vorteile von natürlichen mit den Vorteilen von Kunstfasern kombinieren, stehen als synergetische Lösung im Fokus und erfreuen sich großer Beliebtheit.
Was die biologische Abbaubarkeit angeht, stellen sie jedoch keine Alternative dar, auch dann nicht, wenn recycelte Synthetikfasern verwendet werden. Stattdessen können bei der Entwicklung biologisch basierter Lösungen, die den Anteil an Synthetikfasern in Mischgeweben ersetzen sollen, rasante Fortschritte verzeichnet werden. Aus pflanzenbasierten Stoffen wie Mais gewonnen, müssen biologisch abbaubare Synthetikmaterialien die Minimalanforderungen in puncto Zerfall erfüllen und gleichzeitig volle Funktion liefern.
Biologisch basierte Garne
Nach jahrelanger Forschung hat die Solvay-Gruppe jetzt Amni Soul Eco entwickelt, ein Garn, das dank einer verbesserten Poyamid-6.6.-Formel – anders als die meisten Synthetikfasern – innerhalb von weniger als drei Jahren abgebaut ist und folglich die Produktion von Kleidung ermöglicht, die sich schnell zersetzt.
„Jedes Jahr werden über eine Milliarde Kleidungsstücke weggeworfen, die auf den Mülldeponien landen und zur Verschmutzung unseres Planeten durch Abfälle beitragen“, erklärt Daniela Antunes, Business Development Manager bei Solvay. „Wir bei Solvay haben uns daher entschieden, ein Material zu entwickeln, das durch und durch umweltfreundlich ist und beste Leistung bringt, und das nicht nur während der textilen Lebensdauer sondern auch, nachdem es weggeworfen wurde.
Dieser Mehrwert ergänzt die funktionellen Vorteile von Polyamid 6.6 hervorragend: Amni Soul Eco ist ein grünes Produkt, das mit leistungsstarker Funktion bei Qualität, Widerstandsfähigkeit, Komfort, Atmungsaktivität, Reinigungseigenschaften und Trocknungszeiten überzeugt, alles typische Merkmale klassischer Polyamid-Garne“ fügt Antunes hinzu.
Biologisch abbaubare Hybridgewebe
Das US-Unternehmen und ISPO TEXTRENDS Gewinner Global Merino hat einen Stoff aus 64 Prozent Polyester und 36 Prozent Merinowolle entwickelt, der auf der Performance Days mit dem Eco Award ausgezeichnet wurde. Obwohl es sich um ein Mischgewebe handelt, ist der Stoff biologisch abbaubar, was durch die Verwendung eines speziellen recycelten Polyesters von CiClO möglich wird, das sich viel schneller abbaut als herkömmliches Polyester.
Getestet wurden die Fasern nach dem Standard für „Anaerobic Biodegradation of Plastic Materials“, also der Zersetzung von Plastik ohne Sauerstoff. Das Ergebnis: Die Merinowolle hat sich nach 149 Tagen zu 26 Prozent zersetzt, die Polyester-Faser von CiClO im selben Zeitraum zu 20,7 Prozent als Stapelfaser und zu 17,6 Prozent als Filamentgarn.
Zum Vergleich: Ein aus Neuware hergestellter Polyester-Stoff ist nach 991 Tagen nur zu maximal 4 Prozent abgebaut, während sich ein Stoff mit Polyester von CiClO dann bereits zu 78 Prozent zersetzt hat.
VIDEO: Nachhaltigkeit im Sports Business