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Hütten in den Alpen, die wirklich einzigartig sind

Das Wildseeloderhaus bei Fieberbrunn
  • 19. Juni 2019

Nichts gegen schlaflose Nächte mit dicker Luft im Matratzenlager. Aber es gibt auch Hütten in den Alpen, in denen du aus guten Gründen ein unvergessliches Bergerlebnis haben kannst


Schlafen in klitzekleinen Schutzhütten, die kaum jemand kennt? Oder mit einer Aussicht, die zu den schönsten der Südalpen gehört? Oder soll es doch lieber die hochmoderne, funktionale, dabei nachhaltige Architektur weit über der Baumgrenze sein? Wir hätten auch noch die perfekte Hütte für Wanderungen mit kleinen Kindern im Angebot, inklusive See und Badesteg – oder eine Unterkunft, die zwar atemberaubend klein ist, aber dennoch ausreichend Platz für eine Küche samt Bewirtung hat.  

Fest steht jedenfalls: Anonyme Herbergen und überfüllte Hochgebirgshütten waren gestern. Hier sind zehn sichere Tipps der OutDoor Society – von XS bis XXL, von bewirtschaftet bis unbewirtschaftet, für sehr kurze Wochenendtrips oder längere Basislager, einige mehr als hundert Jahre alt, andere gerade erst neu eröffnet. 
 

1
Einzigartiger Ausblick im Tessin: die Capanna Tamaro

Zwischenstopp mit Aussicht

Eine Art Best-Of der Südalpen: In den Tessiner Voralpen auf 1.867 Metern liegt die Hütte Capanna Tamaro, genau zwischen Lago Maggiore und Luganersee mit Blick bis zum Monte-Rosa-Massiv. Die Hütte ist eine knappe Wanderstunde von der ziemlich überlaufenen Alpe Foppa entfernt – zu der im Sommer auch eine Gondel führt (und von der eine gute Downhill-Abfahrt wieder runter zur Talstation führt). Unser Tipp: Mit dem Bike von der Alpe zur Hütte fahren, abends das ausgezeichnete italienische Essen genießen, und am nächsten Morgen auf den endlosen Trails nicht nach Osten, sondern Richtung Süden erst über karge Bergrücken und dann durch lichte Kastanienwälder kilometerlang bis runter an den Luganer See rollen.
Capanna Tamaro, 1.867m – Tessin

2
Eine der kleinsten Hütten der Alpen: die Breitenkopfhütte

In der Klemme

Schutzhütte mal sehr wortwörtlich gemeint: Die Breitenkopfhütte steht im Wetterstein, eingeklemmt unter einem massiven Felsüberhang. Mit einer Grundfläche von vier auf vier Metern gehört sie zu den kleinsten Hütten der Alpen: Es gibt Platz für vier Personen (plus zwei Notlager!), Küche, Holzherd. Einst befand sich an der Stelle ein Unterschlupf für Bergarbeiter. Viel komfortabler ist es seitdem nicht geworden – und das ist auch gut so! Breitenkopfhütte, 2.020m – Tirol

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Cabane de Prarochet: Steinhütte in einer Steinwüste

Stein auf Stein

In den Berner Alpen auf 2555 Metern steht die Cabane de Prarochet, eine Berghütte mit 50 Betten – in ungewöhnlicher Umgebung: Als sich das Eis hier zurückzog, hinterließ es ein glatt poliertes, karstiges Gesteinsfeld: die „Lapis de Tsanfleuron“ – unterhalb des Skigebiets Les Diablerets. Heute steht die Hütte einige Hundert Meter vom Gletscher entfernt – in einer steinernen Mondlandschaft.   
Cabane de Prarochet, 2.555m – Wallis

4
Die Seethalerhütte in Oberösterreich

Vom Winde umweht

Die alte Seethalerhütte am Dachstein wurde im Winter regelmäßig unter Schneeverwehungen begraben – eine Bewirtschaftung war dann unmöglich. Die neue Hütte wurde so konstruiert, dass der Wind den Schnee von dem kantigen Gebäude wegweht, jetzt kann auch im Winter der Betrieb reibungslos weitergehen. Und die Architekten sind auf Nummer sicher gegangen: An der abfallenden Südwand gibt es einen Wintereingang. Die Tür ist im zweiten Stock.
Seethalerhütte, 2.740m – Oberösterreich

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Klein und spartanisch: die 1938 erbaute Schmadrihütte

Spartanische Angelegenheit

Lampe, Kochgelegenheit, Matratzenlager – mehr gibt’s hier nicht. Die 1938 erbaute Schmadrihütte im Lauterbrunnental ist der Inbegriff einer schlichten Berghütte. Und genau darin liegt ihr Reiz (mal abgesehen von der Lage, die perfekt ist, um aufs 3780 Meter hohe Breithorn zu steigen). Reservierung ist nicht möglich, Feuerholz aber immer ausreichend vorhanden. Schmadrihütte, 2.262m – Bern

6
Die Rojacherhütte ist eine der kleinsten bewirteten Hütten im Alpenraum

Die kleinste Bewirtschaftete

Die Rojacherhütte in den Hohen Tauern liegt am Ende des sehr ruhigen Rauriser Tals – und ist mit knapp fünf auf fünf Metern Grundfläche eine der kleinsten bewirteten Hütten im Alpenraum. Der Vorraum ist schmal wie ein Handtuch, dahinter liegen eine kleine Küche und ein Aufenthaltsraum. Geschlafen (immerhin neun Plätze!) wird unter dem Dach.  
Rojacherhütte, 2.718m – Salzburg

7
Gut geeignet für Einsteiger und Familien mit Kindern: das Wildseeloderhaus in Tirol

Für Einsteiger und Eintaucher

Keineswegs ein Geheimtipp, aber einfach ein sehr gutes Paket für Hütten-Einsteiger und Familien mit Kindern, die es schon schaffen, zwei, drei Stunden am Stück zu gehen. Gemütliche Hütte, sehr gutes Essen und ein kleiner Bergsee mit Picknick- und Badestellen, Steg und Ruderboot. Hat da einer Alpen-Kitsch gesagt? Stimmt. Aber das ist genau die Art von Kitsch, die wir lieben.
Wildseeloderhaus, 1.854m – Tirol

8
Fast 120 Jahre alt ist die Fluhseehütte

Die schwedische Schweiz

Die fast 120 Jahre alte Fluhseehütte liegt in einer kleinen Mulde oberhalb eines kleinen, kalten Sees hoch über dem Simmental in den Berner Alpen – hier gibt es keinen Wirt, aber an schönen Tagen schon mal eine Aufsichtsperson (wir sind ja in der Schweiz). Die Privathütte besteht aus einem Raum mit Matratzenlager und gut ausgestatteter Küche, Übernachtungsgeld legt man einfach in die Hüttenkasse. Eine Schweizer Berghütte mit dem Flair einer skandinavischen Selbstversorgerhütte. Seltenes Vergnügen in den Alpen. 
Fluhseehütte, 2.048m – Bern

9
Die Schwarzensteinhütte ist das höchste Gebäude in den Zillertaler Alpen

Veränderung tut gut

Sechsgeschossig, ultramodern und das höchste Gebäude in den Zillertaler Alpen. Die Kupferfassade der Schwarzensteinhütte ist oxidiert und hat sich optisch – wie geplant – schon wenige Monate nach der Eröffnung dem dunklen Gestein in der Umgebung angepasst. Von Innen blickt man aus einem zwei Meter hohen Fensterband auf die Gipfel und ins Tal. Die Innenräume: ausgekleidet mit heimischem Fichtenholz. Strom bekommt die Hütte unter anderem über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, zur Trinkwasserversorgung wird Schmelzwasser entkeimt.
Schwarzensteinhütte, 3.026m – Tirol

10
20 Quadratmeter klein: die Böseckhütte

Wie gemalt

Die Böseckhütte in den Hohen Tauern bietet auf etwa 20 Quadratmetern Unterschlupf für maximal sechs Selbstversorger. Zwei Bänke, ein Tisch und ein Schlaflager: Das ist alles, was das Inventar der Holzschindelhütte zu bieten hat, deren äußere Form auf bezaubernde Weise wie von Kinderhand gemalt aussieht. 20 Gehminuten von der Hütte befindet sich eine Frischwasser-Quelle.
Böseckhütte, 2.594m – Kärnten

Fotos – Robert Pupeter (Aufmacher und Wildseeloderhaus), Franz Reger (Breitenkopfhütte), dreiplus Architekten (Seethalerhütte), Michael Bromfield (Schmadrihütte), Dirk Grundmann (Rojacherhütte), Markus Zurbrügg (Fluhseehütte), Oliver Jaist (Schwarzensteinhütte), Siegfried Morhenne (Böseckhütte)