Nachhaltigkeit/06.07.2022

Warum Hanf bei den Outdoor-Textilien ein Comeback feiert

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Naturfasern werden immer beliebter im modernen Outdoor- und Sportmarkt und unter den Preisträgern der ISPO Textrends tut sich einer besonders hervor: Hanf. Ob Wanderjacken, Kletterhosen oder Yoga-Leggings: Hanf gehört zu den textilen Newcomern. Aber neu ist Hanf natürlich ganz und gar nicht, wenn es um seinen Einsatz im Textilbereich geht - schon in vergangenen Jahrtausenden wurde er in Textilien verwendet.

Hanf kommt auch in Sporttextilien vor

Und jetzt feiert Hanf ein ganz großes Comeback in der Bekleidungsindustrie. Die Besonderheiten von Naturfasern im Allgemeinen liegen sowohl in der Vielfalt, die sie mit sich bringen, als auch in den neu entdeckten Leistungsmerkmalen. Merinowolle hat hier eine Vorreiterrolle eingenommen. Das Material dominierte den Sportbekleidungssektor, wurde dann aber durch Synthetikfasern verdrängt. Aber auch Merinowolle hatte ein Comeback - und das ist stellvertretend zu sehen für die Nachfrage nach natürlichen leistungsfähigen Materialien und Innovation.

Ob Seide, Baumwolle oder Hanf, dass Naturfasern wieder beliebter werden, hat viel mit den heutigen Spinn-Technologien zu tun. Früher fühlte sich Hanf rau und unangenehm an und wurde deshalb nur für industrielle Zwecke verwendet. Mit der verbesserten Spinntechnologie kann nun eine feinere Garnstärke mit einem weicheren Griff erzielt werden.

Starke Combo: Natürliche und synthetische Fasern mit Hanf

Hanf in verschiedenen Stoffqualitäten ist auf dem Vormarsch, das stellte die Jury der ISPO Textrends für Herbst/Winter 23/24 eindeutig fest. Von Denim bis Jersey, von Chevron-Geweben bis hin zu Ripstop-Konstruktionen - und bei allen hat sich die Haptik deutlich verbessert. Noch ist die Textilindustrie nicht ganz so weit, dass es reines Hanfgewebe mit den gewünschten Eigenschaften wie Weichheit gibt, aber sie ist auf dem besten Weg dorthin. Denn die Hersteller wissen, dass Hanf viel zu bieten hat, und arbeiten an verschiedenen Mischungen, von Naturfasern bis hin zu recycelten synthetischen Stoffen.

Warum wird Hanf im Speziellen immer beliebter? Einer der Hauptgründe ist der Anbau von Hanf: Im Gegensatz zu Baumwolle verbraucht er rund 50 Prozent weniger Wasser. Er benötigt auch weniger Anbaufläche und Pestizide und wächst unglaublich schnell. Außerdem kann Hanf im Gegensatz zu Baumwolle in vielen Teilen der Welt angebaut werden - auch in Europa. Für Produkte aus Baumwolle ist die Industrie auf die USA, Indien, China, Pakistan und Ägypten angewiesen. Und Merinowolle kann nur aus der südlichen Hemisphäre bezogen und verschifft werden. 

Weitere riesige Pluspunkte: Hanf regeneriert den Boden nach jeder Ernte, anstatt ihm Nährstoffe zu entziehen. Und er benötigt im Vergleich zu Baumwolle weniger Platz für die gleiche Menge an Fasern.

Ernte von Hanf
Bildcredit:
shutterstock

Naturfasern sind nach wie vor ein wichtiges Thema im Textilsektor. Hanf erfüllt nicht nur alle Punkte des marktnahen Anbaus, sondern bietet auch beeindruckende Leistungsmerkmale: Hanf ist die stärkste Naturfaser. Aufgrund seiner Festigkeit und Robustheit trägt er dazu bei, dass Kleidungsstücke länger halten. Außerdem wirkt er isolierend. Zu den Besonderheiten der Faser gehört auch, dass sie UV-Schutz bietet und über antimikrobielle Eigenschaften verfügt.

Fazit der ISPO Textrends-Jury

Hanf stand ganz groß auf der Agenda bei der Jurysitzung für die Herbst/Winter-Session 23/24. Mehrere Unternehmen wurden für ihre innovative Verwendung dieses alten Rohstoffs mit dem Preis Best Product und Top 10 ausgezeichnet. Hanf hat sein Hippie-Image mit seinen lockeren Geweben abgelegt, und die Stoffqualität hat sich durch innovative Zusammensetzung und Verarbeitung den Eigenschaften von synthetischen Fasern angenähert. 

 Artistic Milliners, eine führende Denim-Fabrik, beeindruckte die Jury mit ihrer innovativen Hanf/Baumwolle/Polyamid-Mischung. Newhemp bietet sowohl einfache Strickwaren als auch Webwaren aus Hanf an, überwiegend in der Mischung mit Wolle und Baumwolle. Eines der interessantesten Produkte war ein Ripstop aus Hanf und recyceltem Polyester - so performant, dass es den traditionellen synthetischen Versionen in nichts nachsteht. Außerdem weckte eine Baumwoll-Hanf-Mischung von Mblue by Ayyildiz das Interesse der Jury durch den natürlichen Griff und eine schimmernde Oberfläche.

Die Textilindustrie sucht immer weiter nach neuen Materialien, die die für den Sport- und Outdoorbereich nötige Festigkeit und gleichzeitig Komfort bieten. Hanf ist hier definitiv auf dem Vormarsch - nicht nur wegen seines natürlichen Charakters, sondern auch wegen seiner unglaublichen Eigenschaften und Vielseitigkeit. Zudem ist und bleibt Hanf in einem sich ständig wandelnden Markt und angesichts der anhaltenden Unterbrechungen der Lieferketten als heimatnahe Option für Textilien attraktiv.

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