Biodiversität umfasst alle Lebensformen auf der Erde. Der Begriff setzt sich aus der Vorsilbe „Bio“ (vom griechischen „bíos“, was „Leben“ bedeutet) und dem Wort „Vielfalt“ zusammen. Sie wird gemessen, indem die Vielfalt der Ökosysteme, Arten und Gene sowohl räumlich als auch zeitlich betrachtet wird. Dabei spielen auch die Wechselwirkungen innerhalb und zwischen diesen Ebenen eine entscheidende Rolle.
Laut dem Fashion Pact aus dem Jahr 2022 sind die Wildtierpopulationen seit 1970 im Durchschnitt um 69 % zurückgegangen. Nach Angaben der Europäischen Kommission ist bis heute bis zu 90 % des Verlustes an Biodiversität auf den Abbau von Ressourcen zurückzuführen. Zudem schätzt das Europäische Parlament, dass die Textilindustrie für rund 20 % der weltweiten Trinkwasserverschmutzung verantwortlich ist – insbesondere durch Farbstoffe und andere Veredelungsprodukte. Diese Zahlen sind alarmierend. Es ist die Verantwortung der gesamten Branche, den Druck auf die biologische Vielfalt zu verringern und aktiv zur Erhaltung beizutragen.

Die Modeindustrie trägt zum Verlust der biologischen Vielfalt bei durch:
- Intensive Nutzung natürlicher Ressourcen wie Baumwolle, Leder, Viskose und Stoffe auf Kohlenwasserstoffbasis.
- Abholzung von Wäldern zur Gewinnung von Rohstoffen.
- Verschmutzung von Böden und Gewässern durch Chemikalien und Mikroplastik.
- Unzureichende Entsorgung von Textilabfällen, die zahlreiche natürliche Lebensräume zerstört.
- Wasserverschmutzung.
Mehrere europäische Verordnungen und Strategien regeln die Textilindustrie unter Umweltgesichtspunkten, von denen einige explizit die biologische Vielfalt adressieren. Zu den wichtigsten gehören:
- EU-Entwaldungsverordnung (EUDR)
- Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte der EU (ESPR)
- EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien
- Einige Besonderheiten in Bezug auf die doppelte Materialität in der CSRD
Die kürzlich in Kraft getretene EUDR hat das Ziel, die Einfuhr von Produkten auf den europäischen Markt zu verbieten, die mit Entwaldung oder Waldschädigung in Verbindung stehen. Diese Verordnung ist ein zentraler Bestandteil der EU-Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt. Sie fokussiert auf Rohstoffe, die in der Mode- und Textilindustrie verwendet werden, und plant, ihren Anwendungsbereich in zukünftigen Überarbeitungen auszuweiten. Die Liste der Rohstoffe basiert auf ihren Umweltauswirkungen, insbesondere auf der biologischen Vielfalt. Der Zusammenhang zwischen Abholzung, dem Verlust von Ökosystemen und der Erosion der biologischen Vielfalt steht hier im Vordergrund.
Die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) weitet die Ökodesign-Anforderungen auf eine Vielzahl von Produkten, einschließlich Textilien, aus. Indem Nachhaltigkeitskriterien, Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks integriert werden, hat sie indirekt auch Auswirkungen auf den Schutz der biologischen Vielfalt, die Begrenzung der Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Vermeidung von Umweltverschmutzung.
Die Europäische Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien, die im März 2022 verabschiedet wurde, zielt darauf ab, den gesamten Textilsektor bis 2030 nachhaltiger, zirkulärer und umweltfreundlicher zu gestalten. Diese Strategie ist Teil des Europäischen Green Deals, der die Erhaltung der biologischen Vielfalt als Querschnittsziel verfolgt. Die Website ESRS E4 bewertet, wie Unternehmen die damit verbundenen planetarischen Grenzen berücksichtigen, insbesondere die Erosion der biologischen Vielfalt und die Veränderung der Landnutzung. Die vorgeschlagenen Maßnahmen decken den gesamten Lebenszyklus von Textilprodukten ab und sollen den Druck auf Ökosysteme, einschließlich der biologischen Vielfalt, verringern.
Neben diesen europäischen Initiativen gibt es auch nationale Programme und sektorale Konsultationen. In Frankreich ist die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) 2030 Teil der europäischen und internationalen Verpflichtungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Rahmen des europäischen Programms „Leben“. Sie hat zur Bildung von Arbeitsgruppen geführt, die spezifische Hebel zur Reduzierung der Belastung der biologischen Vielfalt im Textilsektor identifizieren. Diese Arbeitsgruppen entwickeln auch sektorspezifische Maßnahmen, die in großem Maßstab umgesetzt werden können. Marken wie Rossignol™, Intersport™ und Lacoste™ haben sich an diesen Gruppen beteiligt. Bis Mai 2025 veranstaltet die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation zum Thema Entwaldung.

Die Risiken und Herausforderungen werden in einem dreiteiligen Arbeitsansatz behandelt: Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft. Laut dem Living Planet Report 2024 des WWF wird mehr als die Hälfte der SDG-Ziele für 2030 verfehlt, wobei 30 % der Ziele seit 2015 stagnieren oder sich sogar verschlechtern. Das Weltwirtschaftsforum schätzt, dass im Jahr 2023 etwa 44 Billionen Dollar an wirtschaftlicher Wertschöpfung durch den Verlust der biologischen Vielfalt gefährdet sind.
Für die Textil- und Outdoor-Industrie sind die folgenden Metriken zur Tansparenz erforderlich:
1. Landnutzung und Umwandlung
- Fläche, die für die Produktion von Rohstoffen (wie Baumwolle, Wolle, Leder, Viskose etc.) genutzt wird
- Rate der Entwaldung oder Umwandlung natürlicher Ökosysteme im Zusammenhang mit der Rohstoffgewinnung
- Indikatoren für die Fragmentierung oder den Verlust natürlicher Lebensräume durch die Ausbeutung
2. Wasserverbrauch und -verschmutzung
- Menge des für den Anbau und die Verarbeitung von Rohstoffen entnommenen Wassers
- Indikatoren für die Wasserverschmutzung (chemische Einleitungen, Stickstoff- und Phosphorbelastung, Mikroplastik, das beim Waschen von Textilien freigesetzt wird)
3. Chemische Belastungen und Toxizität
- Menge und Art der verwendeten Chemikalien (Pestizide im Anbau, Farbstoffe, Ausrüstungsmittel)
- Emissionen giftiger Stoffe in Boden und Wasser
4. Treibhausgasemissionen
Direkte und indirekte CO2e-Emissionen während des gesamten Lebenszyklus, die sich über den Klimawandel indirekt auf die biologische Vielfalt auswirken
5. Rohmaterialien
- Prozentsatz der Rohstoffe, die als nachhaltig zertifiziert sind oder aus verantwortungsvollen Quellen stammen
- Geografische Herkunft der Rohstoffe und die damit verbundenen Risiken für die lokale biologische Vielfalt
6. Indikatoren für die Auswirkungen auf Arten und Ökosysteme
- Anzahl der gefährdeten Arten in den Beschaffungsgebieten
- Erhaltungszustand der Ökosysteme, die von der Lieferkette ausgebeutet oder beeinträchtigt werden
7. Abfall und Kreislaufwirtschaft
- Recyclingrate von Textilien und die Verringerung von Abfällen, die deponiert oder verbrannt werden
- Initiativen zur Kreislaufwirtschaft (Wiederverwendung, Ökodesign usw.)

Ein europäisches Programm unter der Leitung von Benjamin Billet, dem Präsidenten des Europäischen Netzwerks für Outdoorsport (ENOS), hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zu Klimafragen und der biologischen Vielfalt über nationale Grenzen hinweg zu stärken. Das siebenjährige Programm, das in Partnerschaft mit Life Biodiv France entwickelt wurde, wird hauptsächlich vom Europäischen Netzwerk für Outdoorsport konzipiert. Es wurde ins Leben gerufen, um den Austausch bewährter Praktiken zu fördern und kollektive Maßnahmen zur Unterstützung nachhaltiger und umweltfreundlicher Sportarten zu initiieren. ENOS agiert als Vermittler in der Branche und bringt Experten zusammen, um eine Koalition zu schaffen, die sich der Verbesserung der Beziehung zwischen Sport und Biodiversität widmet.
Das Programm wird von der Europäischen Kommission unterstützt und ist Teil von Life Biodiv, einer Initiative, die vom französischen Büro für Biodiversität (OFB) koordiniert und im Rahmen des EU-Programms LIFE finanziert wird. Das Hauptziel ist, die Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie Frankreichs (2022-2030) zu fördern, indem eine breite Akteursgruppe mobilisiert wird: lokale Behörden, Verwalter von Schutzgebieten, Unternehmen, NROs, Berufsverbände und Bürger. Das Programm läuft von 2024 bis 2032 und verfügt über ein Budget von mehr als 50 Millionen Euro, um den durch nicht nachhaltige Praktiken und den Klimawandel verursachten Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren. Es umfasst:
- Unterstützung lokaler und regionaler Behörden bei der Integration der biologischen Vielfalt in ihre politischen Maßnahmen
- Stärkung der Verwaltung und Wirksamkeit von Schutzgebieten
- Mobilisierung der Bürger und Sensibilisierung zu Biodiversitätsfragen
- Einbindung von Wirtschaftssektoren, insbesondere derjenigen mit erheblichen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, um deren Praktiken zu verändern
- Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften im Bereich Biodiversität
Alle Details und Vorschläge zur Aufforderung 2025 findest du hier in den FAQs.
Es wurden verschiedene Arbeitsmethoden identifiziert. Ein Beispiel ist das Science-Based Target Network (SBTN), das wissenschaftlich fundierte Ziele für zwei Hauptbereiche festlegt: Böden und Süßwasser. Die Methoden für biologische Vielfalt und Ozeane in der Lebensmittelindustrie wurden kürzlich veröffentlicht und bieten wertvolle Inspirationen. Bei den Böden liegt der Fokus auf der Reduzierung des Flächenverbrauchs, dem Stopp der Abholzung und der Umwandlung natürlicher Ökosysteme sowie der Wiederherstellung und Regeneration der Umwelt. Die SBTN-Methode unterstützt dabei, vorrangige geografische Gebiete zu bestimmen, basierend auf der Art der Belastung, dem Zustand der Natur und der lokalen biologischen Vielfalt.
Unternehmen werden aufgefordert, in fünf Schritten Maßnahmen zu ergreifen:
- Bewertung der Belastungen
- Interpretation und Priorisierung der betroffenen Gebiete
- Messung und Veröffentlichung der Ergebnisse
- Festlegung von Abhilfemaßnahmen
- Überwachung der Fortschritte
Dieser Ansatz hat das Ziel, Unternehmensstrategien mit den planetarischen Grenzen in Einklang zu bringen und einen konkreten Beitrag zum Erhalt der Natur zu leisten. Bei SBTN sind einige interessante Fallstudien verfügbar, wie zum Beispiel Kering™, das die Ziele dank des 2025 eingeführten Accountability Accelerators bereits validiert hat.
Zusätzlich zur obligatorischen REACH-Verordnung werden von der Textile Exchange einige Zertifizierungen und Labels empfohlen:
- GOTS
- OCS 100
- Regenerative Bio-Zertifizierung (ROC)
- Regenagri kombiniert mit GOTS oder OCS 100
- Circularité Global Recycled Standard (Textilbörse)
- Recycled Claim Standard
Die Natur spielt eine zentrale Rolle im Außenmarketing und in der Werbekampagne von add. Laut Franck Courchamp, Wissenschaftler und Forscher für Ökologie und Biodiversität am CNRS (Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung), sind zwischen 620 Millionen und 1,3 Milliarden Menschen Tierbildern ausgesetzt, die von Sportvereinen und Marken in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Darunter befinden sich 35 %, die potenziell vom Aussterben bedroht sind. Courchamp ist Professor an der Universität Paris-Saclay und leitet gemeinsam mit Ugo Arbieu ein Projekt namens The Wild League. Diese Initiative untersucht die enge Verbindung zwischen der Ikonographie von Wildtieren und der visuellen Identität des Profisports und zeigt, wie Tiere wie Leoparden, Löwen und andere in Markenbildern verwendet werden. The Wild League ist ein internationales und innovatives Forschungsprojekt, das darauf abzielt, ein nachhaltiges, kollektives und gemeinschaftliches Modell für „Sport und biologische Vielfalt“ zu entwickeln.
Werbung ist daher eine Möglichkeit, die biologische Vielfalt zu schützen, indem sowohl der Inhalt als auch die Form der Botschaften aufmerksam gestaltet werden. Einige Gesetze tragen bereits dazu bei, Greenwashing zu bekämpfen. So ist es beispielsweise in Frankreich verboten, die Farbe Grün, bestimmte Begriffe oder Bilder auf Verpackungen und in Werbungen zu verwenden, es sei denn, es handelt sich um Marken und Produkte, die vollständig rückverfolgbar sind und deren Herkunft nachgewiesen werden kann. Auch bei der Verwendung von KI-generierten Bildern muss dies offengelegt werden, um den Eindruck einer nicht existierenden Perfektion in der Natur zu vermeiden.
Eines ist sicher: Die biologische Vielfalt bildet die Grundlage für Outdoor-Erlebnisse. Ohne intakte, lebenswerten Natur gibt es weder Outdoor-Aktivitäten noch die damit verbundenen Unternehmen. Die bestehenden Vorschriften fordern den Sektor auf, Verantwortung zu übernehmen. Jedes Unternehmen, das von der Natur profitiert, muss sich aktiv für deren Erhalt einsetzen – jede Anstrengung zählt. Die neuen EU-Verordnungen können überwältigend wirken. Die ISPO 2025 bietet als internationale Leitveranstaltung der Sportbranche die benötigte Orientierung. Auf der Green Stage werden Fachleute aus der Branche praktische Einblicke und konkrete Empfehlungen zur Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen geben. Erfahre, wie dein Sportsbusiness die biologische Vielfalt schützen, nachhaltige Lösungen in dein Marketing integrieren und sich auf die kommenden EU-Nachhaltigkeitsvorschriften vorbereiten kann. Verpasse nicht die Gelegenheit, dich mit Expert*innen auszutauschen und dir einen Wettbewerbsvorteil für eine nachhaltige Zukunft zu sichern. Vom 30. NOV. – 02. DEZ. wird in München die gesamte Branche zusammenkommen, um innovative Lösungen zu präsentieren, die einen signifikanten Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben. Sei dabei!
- Artenvielfalt und die Outdoor-Branche: Die biologische Vielfalt ist ein entscheidendes Element eines gesunden Ökosystems, in dem Outdoor-Sportarten gedeihen können. Sie ist eng mit der gesamten Wertschöpfungskette verbunden – von der Materialbeschaffung über die Nutzung bis hin zu den Verbraucherpraktiken.
- Vorschriften und Richtlinien: Verschiedene europäische Verordnungen, wie die EU-Abholzungsverordnung (EUDR) und die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR), fordern die Industrie auf, mehr Verantwortung in Bezug auf die biologische Vielfalt und den Ressourcenverbrauch zu übernehmen.
- Metriken und Risiken: Zum Schutz der biologischen Vielfalt muss die Branche ihre Umweltauswirkungen messen, beispielsweise die Landnutzung, den Wasserverbrauch, die chemische Belastung und die Treibhausgasemissionen.
- Bewährte Praktiken: Die Umsetzung wissenschaftlich fundierter Ziele sowie die Zusammenarbeit im Rahmen europäischer Programme fördern nachhaltige Praktiken und tragen zur Verbesserung des Biodiversitätsmanagements in der gesamten Sportbranche bei.
- Kommunikation und Marketing: Die Outdoor-Branche muss die Bedeutung der biologischen Vielfalt in Werbung und Markenkommunikation thematisieren, um Greenwashing zu vermeiden und die öffentliche Wahrnehmung effektiv zu steuern.
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