In 18.68 Sekunden verdrücken manche achtlos einen Burger – Robyn Lambird hingegen schuf in 18.68 Sekunden einen Moment für die Ewigkeit. Lambird ist der/die erste nicht-binäre Medaillengewinner bei den Paralympischen Spielen. Lambird holte im Rollstuhl-Sprint der Frauen die Bronzemedaille. Kurz nach dem Gewinn der Gold-Medaille durch Quinn, den kanadischen Fußballstar bei den Olympischen Spielen ist damit auch bei den Paralympics LGBTQ mit einem besonderen Moment vertreten gewesen. Für den/die aus Australien stammende Lambird war schon die Teilnahme bei den Paralympics die Erfüllung eines zehn Jahre währenden Traumes, wie er/sie einer Zeitung sagte. Aus diesem Traum wurde nun ein Moment für die Sportgeschichtsbücher – wir gratulieren!
Gnade mit seinen Gegnern hat Marcel Kittel im Schlussspurt der Tour-de-France-Etappen nie gehabt – allerdings auch nicht mit sich selbst. Nach Ende seiner Karriere nahm der 14-malige Etappensieger der Tour jetzt seinen Mut zusammen und machte öffentlich, welche mentalen Probleme ihn begleiteten. „Es gab Augenblicke, in denen konnte ich mein Rennrad nicht anfassen. Das war vielleicht etwas, das man mit Burnout oder einer depressiven Phase beschreiben könnte“, sagte Kittel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. 2015 und 2019 nahm er sich psychologische Hilfe und lernte fürs Leben: „Ich habe gelernt, dass ich auf mich und mein Herz hören muss.“
Wenn du ein Jahr nach Nacktfotos für den „Playboy“ noch Ärger in der Familie hast, ist das an sich keine gute Nachricht. Aber wir wollen heute dennoch unseren paralympischen Schwimm-Star Elena Krawzow loben. Die in Deutschland lebende, aber aus Kasachstan stammende Krawzow wird von konservativen Teilen ihrer Familie für die Fotos geächtet. Aber dennoch steht die wegen einer Sehbehinderung zu den Paralympics-Teilnehmern zählende Schwimmerin zu den Bildern, wie sie der Münchner „Abendzeitung“ sagte. „Die Botschaft, die hinter diesen Fotos steckt, war mir viel wichtiger, als was Teile meiner Familie darüber denken. Ich glaube, dass ich vielen Menschen damit Mut und Kraft gegeben habe.“
Knobelaufgabe für die Mathematiker unter uns: Die Wahrscheinlichkeit für Sechslinge liegt bei eins zu 44 Milliarden. Wie hoch ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass die Hälfte dieser Sechslinge zusammen bei einem Paralympischen Turnier in einer Mannschaft steht? Zugegeben, wir können das selbst nicht ausrechnen. Aber die Leistung von Arne, Bruno und Tom Vanhove aus Belgien ist auch ohne Rumrechnerei eine glatte Note 1. Die 1983 geborenen Jungs waren die Hälfte der Sechslinge ihrer Eltern, die mit einer Sehbehinderung zur Welt kamen – die anderen drei Vanhove-Jungs sind sehend. Nun wurden die Goalball-Spieler zu den Lieblingen der Paralympics – nachdem 2008 noch Bruno alleine an den Paralympics in Peking teilnahm, 2012 dann Tom dazu stieß, machte Arne erst nach seinem Studium nun das Trio komplett.
Steuermann Martin Sauer verlässt den Deutschland-Achter. Mit einem Sieg beim Ruder-Marathon auf dem Nord-Ostsee-Kanal bekam Sauer nun den würdigen Abschied vom Paradeboot des Deutschen Ruder-Verbandes. Unfassbar anstrengende 12,7 Kilometer lang ist die Strecke, die die Silbermedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele von Tokio absolvieren mussten. „Wir sind gut rausgekommen“, sagte Sauer über sein letztes Rennen. Erst gut rausgekommen und dann souverän als Erster ins Ziel gesteuert – so süß sollte jeder Abschied sein. Und für die Fans gab es was zum Gucken und Lachen – denn am Ende seiner Karriere schmissen die Ruderer des Deutschland-Achter ihren Boss in den kalten Kanal.
In Berlin gibt es den TuS Makkabi, genauso in Frankfurt am Main oder in München: Vor 100 Jahren gründete sich die Makkabi-Bewegung als Dachorganisation der Jüdischen Turn- und Sportvereine. Bei der Jubiläumsfeier vergangenes Wochenende erinnerte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier daran, dass die Vereine nur eines aufzeigten: Dass schon lange vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Menschen jüdischen Glaubens aus Vereinen ausgeschlossen wurden. In den 60er-Jahren fanden sich viele Makkabi-Vereine neu zusammen und sind bis heute aktiv. Zum 100. Jubiläum gab es im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund ein Geschenk, das der besonderen Bedeutung dieser Sportclubs gerecht wird. In einem neuen Online-Lexikon können sich Fans über jüdische Fußballer und Fußballfunktionäre informieren – „Niemals vergessen“ ist der treffende Titel des Lexikons.
Wenn du im Jahr 2021 eine neue Tradition begründen willst, brauchst du einen langen Atem, damit das auch gelingt – aber zum Glück gibt es ja Jan Frodeno, der Mensch mit dem vielleicht längsten Atem der Welt. Der deutsche Triathlon-Weltstar führte das Team Europa bei der Premiere des Collins Cup zum Sieg über das Team aus Amerika und einer internationalen Auswahl. Der Collins Cup soll jetzt zu so etwas werden, wie es der Ryders Cup im Golf schon ist – ein Kontinentalwettkampf, der die Fans fasziniert. Hoffentlich hält Frodeno mit seinen mittlerweile schon 40 Jahren noch ein bisschen durch, ohne Aushängeschilder könnte es leider schnell trist werden mit der neuen Tradition…