Pasang Lhamu Sherpa

Nationalheldin und Mythos

Bildcredit: Mountain Lodges of Nepal / https://mountainlodgesofnepal.com/stories/mountains-to-climb/

Sie ist Nationalheldin, Mythos, Kämpferin für Gleichberechtigung und die erste Nepalesin, die das 8850 Meter hohe Dach der Welt erreichte. Am 22. April 1993 erfüllte sich Pasang Lhamu Sherpa ihren Traum und bezwang ihren Heimatberg, den Mount Everest. Doch aus dem Traum wurde eine Tragödie, denn den Fuß des Berges erreichte sie nie wieder.  Wir blicken auf ein Leben einer echten Heldin voller Bergliebe, Passion und Kampfgeist.

Ihr Leben

Am 10. Dezember 1961 wurde Pasang Lhamu in Surke, im Bezirk Solukhumbu in Nepal geboren. Sie war eines von sechs Kindern in einer Familie von Sherpas. Die nordostnepalesischen Gemeinschaft der Sherpas ist bekannt für ihre Bergsteigerfähigkeiten und Pasangs Liebe zur Tradition des Bergführens und Bergsteigens wuchs früh. Bereits als Kind und Teenager wanderte sie mit ihrem Vater in den Bergen. In der Familie stieß sie mit ihrer Leidenschaft für die Berge auf Widerstand, war für sie doch traditionsgemäß eine arrangierte Ehe und ein Leben als Ehefrau vorgesehen.

Mit 17 fand sie stattdessen wahre Liebe und floh mit ihrem späteren Ehemann Lhakpa Sonam nach Kathmandu, um ihren Traum dort zu verfolgen. Gemeinsam gründeten sie die Trekkingagentur Thamserku-Expedition, welche als erfolgreichste Expeditionsagentur Nepals gilt und bis heute von Lhakpa Sonam geführt wird.

Pasang Lhamu selbst konnte ihre Liebe zum Berg Wirklichkeit werden lassen, sie bestieg zahlreiche Berge wie den Cho Oyu, den Yala Peak, den Pisang und den Mount Blanc. Am 22. April 1993 schließlich erfüllte sie sich ihren lang erkämpften Traum und stand auf dem Gipfel des Mount Everest. Beim Abstieg starb die 31-jährige Mutter dreier Kinder auf dem Südgipfel.

Pasang Lhamu und die Göttinmutter

Chomolungma, die Göttinmutter. So nennen die Sherpas den Mount Everest und Pasang war ihm besonders verfallen. Nachdem sie 1983 den höchsten Gipfel Europas, den Mount Blanc bestieg und ihr auch der sechsthöchsten Berg der Welt, der auf der Grenze von Nepal und China liegende Cho Oyu nicht hoch genug war, nahm die ihren Heimatberg ins Visier und lies nicht locker, bis sie sich ihren Traum erfüllte.

Ihren ersten Versuch startete sie 1990 als Leiterin einer Expedition, die der französischen Bergsteiger Marc Batard ins Leben rief. Dieser schickte sie jedoch bei 8000 Meter zurück. Bei ihrem zweiten Versuch erreichte sie eine Höhe von 8500 Metern. 1992 organisierte sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Tour, jedoch erneut ohne den Gipfel zu erreichen.

Am 22. April 1993 erfüllte sich schließlich ihr Traum. Doch aus Traum wurde Tragödie. Auf dem Rückweg wurde ein Mitglied ihres Teams höhenkrank. Pasang Lhamu ließ den erkrankten Sonam Chhiring Sherpa nicht zurück, während der Rest des Teams Sauerstoffflaschen holen sollten. Ein plötzlicher Wetterumschwung machte es ihnen jedoch unmöglich, zu Pasang und Sonam zurückzukehren und so verloren beide am Südgipfel ihr Leben.

Nationalheldin und Mythos

Ihr Kampf auf den Everest und ihr heldenhaftes Ableben zog eine Welle an Popularität nach sich und sie wurde in ihrer Heimat als Heldin verehrt. Heute kennt jedes Kind in Nepal Pasang Lhamu Sherpa.

Ihr Gesicht schmückt eine Briefmarke, Schulen tragen ihren Namen und der König von Nepal ehrte die mit dem "Nepali Star". Eine Getreideart, der 117 km langen Pasanglhamu Highway und der 7350 Meter hohe Berg, Pasang Lhamu Chuli wurden nach ihr benannt und in Kathmandu wacht ihr lebensgroßes Denkmal über die Stadt.

Die nepalesische Regierung schuf sogar die Gipfelgebühr für Einheimische ab, welche Pasang Lhamu noch mit 10.000 US-Dollar bezahlen musste.

Ihr Mann errichtete zudem die Stiftung Pasang Lhamu Mountaineering Foundation. Diese trägt als Ziel, das Bergsteigen für nepalesische Frauen zu erleichtern.

“Men are considered heroic [for climbing] while women are called irresponsible.”

Pionierin für Gleichberechtigung

Pasang Lhamu Sherpa wuchs in einer patriarchalischen Kultur auf und inspirierte mit ihrem Traum junge Frauen in Nepal und auf der ganzen Welt. Obwohl ihr das Bergsteigen und Bergführen als Frau vorbehalten war, da sie häuslichen Pflichten und einer Ehe nachgehen hätte sollen, war sie fest entschlossen, dem Druck und der Diskriminierung entgegenzustehen. 

In einem ihrer letzten Gespräche verriet sie ihrem Bruder, Dorjee Sherpa : “If I can climb Everest – if I can complete my dream – young women can do it too.”