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Standpunkte

Outdoor ist, was du draus machst

  • Silvia Koch
  • 27. Juni 2019

Outdoor bedeutet für viele Menschen, sich in der Natur zu verausgaben. Extremsport in Verbindung mit der Natur und all ihren Tücken und Schönheiten. Doch Outdoor kann unterschiedlich definiert werden. Wir haben mit Menschen über ihre ganz persönlichen Outdoor-Erfahrungen und Momente gesprochen. 


Sechs Menschen, sechs Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Von einer Ingenieurin für Biotechnologie über eine Hobbytänzerin bis hin zur Sachbearbeiterin – diese sechs Menschen, unterschiedlichen Alters und Geschlechts, haben trotzdem eine Sache gemeinsam: Ihre Leidenschaft für Outdoor. Diese sechs Menschen repräsentieren genau das, was Outdoor Society transportieren möchte: Eine richtige oder falsche Definition von Outdoor gibt es nicht und Outdoor, das ist für alle da – immer.

Die 28-jährige Lena Haushofer ist Projektreferentin bei der Messe München. Für sie hat Outdoor ganz verschiedene Gesichter. Im Mai 2018 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Laufen. Nur einen Monat später folgte das erste Highlight: Ein Halbmarathon. „Ab diesem Zeitpunkt war ich einfach angefixt“, erinnert sie sich. Im darauffolgenden Oktober nahm sie an der Königsdisziplin, einem Marathon, in Frankfurt teil. Vor zwei Monaten kämpfte sie sich beim Marathon in Wien ins Ziel.

Nina, Franz, Jutta, Lena (u.), Sylvia(o.) und Claudia beim Shooting für die Kollektion der OutDoor by ISPO. 

Lenas Motivation: Ganz klar, ihre Laufgruppe. Jeden Montag um 19 Uhr trifft sich die Münchnerin mit ihren Gleichgesinnten. Einfach mal den Kopf frei kriegen, lautet die Devise. Das Besondere für sie: „Jeder hat eine andere Intention, der eine will Marathon laufen, der andere einfach nur fit bleiben. Aber alle sind dabei. Das ist für mich Outdoor.“ Ihre Community gibt ihr den Rückhalt, pusht sie bis zum Äußersten. Durch ihre Mitläufer geht sie an ihre Grenzen. Muss also jeder, der Outdoor lebt, nach einem Monat schon einen Halbmarathon laufen? Nein, sagt Lena ganz entschieden. Outdoor könne genauso gut auch schon mit einem kleinen Spaziergang beginnen.

Vom Spaziergang über Kreativität bis hin zum Extremsport

Die ehemalige Leistungssportlerin und Bloggerin Nina Gigele (@niinagigele) hat eine ganz andere Motivationsstrategie. Sie ist der Überzeugung: Einfach mal alleine rausgehen und sich bewusst draußen bewegen. „Die Leute nehmen oft nicht mehr wahr, was draußen passiert“, sagt sie. „Man sollte einfach mal mit dem zufrieden sein, was man hat.“ Die Österreicherin ist ein echtes „Berg-Madl“. Sie lebt auf 1.100 Höhenmetern. „In den Bergen ist sie daheim“, sagt sie. Auch sie sucht regelmäßig die Herausforderung. Trotzdem ist es ihr wichtig, dass sie ihren Körper kennt und das tut, was ihr wirklich guttut. Als junge Skiläuferin habe sie da oft Fehler gemacht, weiß sie heute. „Du lebst als Leistungssportlerin ständig in diesem Tunnel und mit diesem Drill. Aber ich bin doch keine schlechte Person, wenn ich mich mal nicht an den Trainingsplan halte.“ Für sie spielt die Entwicklung ihres Selbstbewusstseins eine entscheidende Rolle. Jeder sollte ihrer Meinung nach Dinge ausprobieren und so herausfinden, was einem guttut. Für sie ist es wichtig, ihr Umfeld zu inspirieren und auch herauszufordern, allerdings ohne dabei mentalen Druck auszuüben.     

 

„Man sollte einfach mal mit dem zufrieden sein, was man hat.“

Sylvia Zwerger hat mit ihren 20 Jahren schon ihre Passion gefunden. Sie weiß genau, was ihr guttut: Das Tanzen. Die Projektassistentin bei der Messe München und tanzt seit Jahren in der Tanzgruppe „Diversity“. „Das ist doch nicht Outdoor“, werden viele sagen. „Eben doch“, wird sie dann entgegen. Auch HipHop- und Videoclip-Tanzen kann Outdoor bedeutn: „Für mich bedeutet Outdoor einfach ‚raus aus dem Alltag und rein ins Abenteuer.‘“ Wenn das Wetter mitmacht, trainiert die Gruppe häufig auf dem Sportplatz vor der Turnhalle. Spontanauftritte im Park oder am Ostbahnhof geben ihr ein ganz persönliches Outdoor-Erlebnis. „Ich glaube, es gibt da keine richtige oder falsche Definition“, sagt Sylvia. „Es geht einfach um tolle Momente und um einmalige Erlebnisse.“ Außerdem könne man immer und überall tanzen, das „wo“ spiele dabei überhaupt keine Rolle. Das Gefühl, das Sylvia beschreibt ist dasselbe, das kennen auch Nina und Lena: Nach Rückschlägen weitermachen, niemals aufgeben und aus der Komfortzone rauskommen. Sylvias Motivation ist die kreative Kreation einer neuen Choreografie: „Da muss einfach alles passen. Eine Gruppe ist nur so stark wie das schwächste Glied.“ Die 20-jährige Tänzerin, die nebenbei noch eine Leidenschaft für das Singen hat, freut sich auf einen Videodreh ihrer Gruppe „Diversity“, der demnächst in und um München produziert werden soll.

 

Jutta verbindet eine Nepalreise mit ihrem besten Outdoormoment; Nina bezeichnet die Berge als ihre Heimat und Sylvia tanzt draußen ganz besonders gerne

Der 48-jährige Franz Sußbauer hat seine Kamera hingegen fast immer dabei. Seine Obsession: Das Fotografieren von Landschaften. Der Münchner arbeitet als Architekt und Bauingenieur. Für das perfekte Bild vom Gipfel eines Berges steht er gerne um drei Uhr morgens auf, um vor Sonnenaufgang „on location“ zu sein. Outdoor verbindet er ganz klar mit Aktivität: „An die schönen Orte kommt man nur durch Bewegung.“ Sein Ziel und gleichzeitig seine Motivation ist das perfekte Foto. Wenn es nicht anders geht, wandert er mit einem Kumpel schon am Abend davor zu der geplanten Location und übernachtet dort im Schlafsack auf einer Isomatte. Die kälteste Übernachtung hatte er im November in den Dolomiten. Die Fotoausrüstung und die Verpflegung können da schon mal 15 Kilogramm wiegen. Doch Outdoor muss auch für Franz nicht immer extrem sein. Mit seinem Dackel-Terrier-Mischling geht der Fotograf jeden Tag Gassi. „Der Hund muss raus, egal bei welchem Wetter. Auch das ist schon Outdoor“, sagt er und lacht. 

Claudias Leben hat eine Reise zum Südpol verändert; Lena verbindet mit Outdoor vor allem ihren Laufsport und für Franz steht für perfekte Outdoorbilder schon mal um 3 Uhr auf

Die Liebe zur Natur: Durch außergewöhnliche Reisen

Die 39-jährige Claudia Beitsch ist wie Franz Ingenieurin, allerdings für Biotechnik. Sie entwickelte jahrelang Drogentests für Polizei und Zoll. Bis eine Reise zum Südpol 2010 ihr Leben veränderte. Sie nahm an der ZDF- und ORF-Produktion „Wettlauf zum Südpol“ teil. Das Ziel war es, eine 400 Kilometer lange Strecke zum Südpol im Team zu bewältigen. Seit diesem Zeitpunkt ist die gebürtige Berlinerin eine begnadete Outdoor-Sportlerin. Mountainbike, Rennrad, Skitouren, Hauptsache: Berge. Das zeigt die Bloggerin auch auf ihrem Instagram-Kanal (@cloodi.out.of.rosenheim). 2006 zog die Sportlerin für ihre Liebe nach Rosenheim. Durch die Nähe zu den Bergen wuchs auch ihre Liebe für Outdoor und Abenteuer. Über 100.000 Follower folgen ihren sportlichen Aktivitäten. Auf die Frage hin, ob Stadtmenschen etwas verpassen, antwortet sie ohne Zögern: „Ja!“ Outdoor ist für Claudia ein Gefühl von Freiheit. Ihr liegt es besonders am Herzen, die Frauen zu mehr Abenteuerlust zu animieren. „Frauen müssen da einfach noch ein wenig ermutigt werden“, meint sie. „Abenteuer ist bisher noch zu sehr ein Männerding.“

„Abenteuer ist bisher noch zu sehr ein Männerding.“

Auch die 52-jährige Sachbearbeiterin Jutta Brechter aus München entdeckte ihre Liebe zur Natur und zu Abenteuern auf einer besonderen Reise. Vor 24 Jahren flog sie mit ihrem damaligen Partner nach Nepal. Dschungel- und Trekkingtouren sind ihr ebenso in Erinnerung geblieben wie das Abendessen bei einem einheimischen Mönch oder die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Nepalesen. „Eine Frau drückte mir lächelnd ihr Baby in den Arm und verschwand, einfach so. Nach ein paar Minuten kam sie wieder und nahm mir das Kleine lächelnd wieder ab. Das werde ich nie vergessen“, erinnert sich Jutta. Die letzte Hütte erreichten sie auf 4.000 Metern Höhe und den letzten Vorgipfel auf 4.500 Metern. Sie findet kaum Worte, als sie die unglaubliche Schönheit beschreibt, die sie dort erfuhr: „Irgendwie war alles so still und doch auch wieder nicht. Es war überwältigend.“ Bis heute ist Jutta in ihrer Freizeit in den Bergen unterwegs und genießt jede Sekunde. Auch wenn es vor 24 Jahren noch keine Handys mit Kamera gab, ihre Reise nach Nepal wird sie wohl nie vergessen.

Sechs Menschen, sechs individuelle Definitionen für Outdoor. Sicherheit ist für alle wichtig. Den nötigen Respekt vor den Naturgewalten und die richtige Vorbereitung. Unterschiedliche Persönlichkeiten und verschiedene Lebenswege, vereint unter dem Motto: Outdoor ist, was du draus machst.