10.01.2019

Traumjob Tennisprofi – so viel verdienen die Spieler

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Eine Karriere als Profisportler – das ist der Traum von vielen jungen Talenten. Auch im Tennis. Doch, wenn man nicht Roger Federer oder Novak Djokovic heißt, ist das gar nicht so einfach. Auch finanziell nicht. Maximilian Marterer und Yannik Hanfmann haben sich diesen Traum erfüllt. Im Interview geben sie einen Einblick in das Profileben und verraten, welcher Weltranglistenplatz reicht, um davon leben zu können.

Maximilian Marterer ist einer der besten deutschen Tennisspieler.
Maximilian Marterer ist einer der besten deutschen Tennisspieler.

Maximilian Marterer (23) und Yannick Hanfmann (27) gehören zu Deutschlands besten Tennisspielern. Der Nürnberger Marterer ist seit drei Jahren Profi, derzeit 74. der Weltrangliste und hat bislang 1,1 Millionen Dollar Preisgeld gewonnen. Der Karlsruher Hanfmann ist ebenfalls seit drei Jahren Profi, steht auf Ranglistenplatz 158 und hat sich knapp 370.000 Dollar Preisgeld erspielt. Beide trainieren in Oberhaching an der Tennis Base, dem Männer-Stützpunkt des Deutschen Tennisbundes. Ein Gespräch über Geld, Eltern, Instagram und die Frage Business oder Economy Class.

ISPO.com: Meine Herren, reden wir übers Geld! Tennisprofi - das klingt nach einem Traumjob: um die Welt reisen, immer schön im Warmen spielen und dabei einen Haufen Kohle verdienen. Wenn's denn so einfach wäre! Was ist das Geheimnis? Wie schafft man es, vom Tennisspielen leben zu können?
Yannick Hanfmann: Ha! Gut spielen hilft.

Die Familie muss fast zwangsläufig in die Karriere investieren

Klar. Aber wie kommt man dort hin?
Maximilian Marterer: Tennis ist ein Sport, in dem man zunächst viel investieren muss. Da braucht man schon die Hilfe der Familie, die fast zwangsläufig erst mal in die Karriere investieren muss. Ich selbst bin damals vom Bezirk gar nicht unterstützt worden, als ich noch jung war. Die Angebote, die ich dann bekam, habe ich abgelehnt, um mit meinem Heimtrainer weiter zu arbeiten.

Wie alt waren Sie da?
Marterer: 12, 13 Jahre. Als ich dann mit 15, 16 ein bisschen besser gespielt habe, gab's schon ein paar Einnahmen aus Liga-Spielen.

Yannick Hanfmann kam über ein College in Kalifornien auf die ATP-Tour.
Yannick Hanfmann kam über ein College in Kalifornien auf die ATP-Tour.
Bildcredit:
Imago

Ab der Regionalliga gibt es Geld

Ab welcher Liga wird im Tennis Geld gezahlt?
Marterer: Bei mir war das in der Regionalliga und der 2. Liga. Ein paar langjährige Sponsoren hatte ich da auch schon.

Wann ging das mit den Sponsoren los?
Marterer: Mit 16. Seitdem bin ich bei Adidas, bekam einen nationalen Vertrag, weil ich mal bei der deutschen Meisterschaft im Finale gespielt habe. Auch bei den europäischen Jugendturnieren war ich ganz erfolgreich, Nummer eins bei der U16.

Ab wann konnten Sie vom Tennis leben, ohne Sponsoring der Eltern?
Marterer: Generell geht es erst mal darum, Leistung zu bringen, Erfolg zu haben und hauptsächlich von den Preisgeldern zu leben. Am Ende steht der Sport im Vordergrund, mit dem man idealerweise sein Leben lang Geld verdienen möchte.

„Bei den Grand Slams scheppert es ordentlich“

Ab welchem Ranglistenplatz in etwa ist Tennis rentabel?
Hanfmann: Wenn man in den Top 100 steht und die Grand Slams spielt, hat man schon gute Einnahmen, so um die 200.000 Euro ungefähr. Davon leben, plusminus über die Runden kommen, das geht, wenn man so zwischen Ranglistenplatz 130 bis 170 etwa steht.

So wie Sie gerade.
Hanfmann: Genau. Es kommt natürlich immer darauf an, wo man gut spielt. Wenn ich bei den Grand Slams und den ATP-Turnieren gut spiele, dann scheppert es ordentlich in der Kasse. Bei den Challenger-Turnieren gibt es natürlich deutlich weniger.

Und selbst diese Turniere der kleineren Kategorie finden ja nicht immer gerade vor der Haustür statt, sondern oft am anderen Ende der Welt, Stichwort Reisekosten.
Hanfmann: Das ist schon ein ordentlicher Posten. Hier an der Base in Oberhaching haben wir ein ganz gutes Set-up, weil wir die Reisekosten für die mitreisenden Trainer nicht übernehmen müssen. Damit ist uns Spielern schon ein bisschen was abgenommen. Dafür zahlen wir monatlich einen fixen Betrag an die Base. Diese Art Sharing-Prinzip ist sicher günstiger, als wenn man sich alleine durchschlägt.

Bekleidungsfirma als erster Sponsor

Wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Marterer? Ihr Trainer Michael Kohlmann ist gleichzeitig der Davis-Cup-Kapitän...
Marterer: Klar, der reist normalerweise mit mir, aber wenn er nicht kann, schließe ich mich auch der Gruppe an, integriere mich da und werde dort mitbetreut.

Herr Hanfmann, wie und wann ging es bei Ihnen mit den Sponsoren los?
Hanfmann: Auf meinem T-Shirt hier sieht man das: Die französische Bekleidungsfirma Le Coq Sportif war und ist mein erster Sponsor. Meine erste Unterstützung kam früher vom badischen Tennisverband, wo ich ab 16 etwa kostenlos trainieren konnte. Nach dem Abitur bin ich in Kalifornien aufs College gegangen, habe dort ein Stipendium bekommen und meinen Abschluss gemacht. Da war ich im Tennis relativ gut, aber dass der DTB kommt und sagt: „Du kannst bei uns trainieren“, das war nicht absehbar.

Sharing-Prinzip unter den Tennis-Talenten

Wie ging Ihre Karriere nach der College-Zeit weiter?
Hanfmann: Lars Uebel wurde in München mein Trainer, zuerst bei SportScheck im Sharing-Prinzip mit drei anderen Spielern, dann hier an der Base. Ich kann hier günstiger trainieren und habe zudem das Gruppensystem. Als ich im vergangenen Jahr mit den Erfolgen bei den BMW Open sozusagen meinen Durchbruch hatte, hatte ich auch ein bisschen Glück: Beim ATP-Turnier in Gstaad habe ich im Finale gespielt, und da saß der Vizepräsident von Le Coq Sportif auf der Tribüne. Zufällig suchten die gerade einen deutschen Spieler: Da war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Und sonst?
Hanfmann: Davor hatte ich vom DTB noch zwei Jahre eine an die Rangliste gekoppelte Unterstützung. Der Rest kam von den Eltern. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern diese Investition leisten konnten. Dafür bin ich sehr dankbar. Seit eineinhalb, zwei Jahren finanziere ich mich nun selbst. Es hängt alles davon ab, wie schnell du gut bist und wieviel hinter dir steckt. Wenn das Elternhaus dich nicht finanziell unterstützen kann, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen und über Adidas-Verträge reden. Dann schaffen wir's halt nicht.

Nicht immer im billigsten Hotel

Tennis ist sowieso schon ein mental höchst anspruchsvoller Sport. Wie gut kann man auf dem Platz den Gedanken ans Geld verdrängen? Denn: je besser man die Kugel trifft, desto mehr Geld gibt es.
Marterer: Man versucht das auszublenden, aber das ist schwierig. Andererseits geht man beim Turnier auch nicht immer ins billigste Hotel. Man muss schon schauen, dass man sich wohl fühlt, ein gutes Umfeld hat – auch wenn man dazu in Vorleistung gehen muss.

Zum Beispiel die Überlegung, dass ich zu den Australian Open nun wohl Business Class fliege – das ist eine Investition in mein Tennis. Auf einige Turniere werde ich auch einen Physiotherapeuten mitnehmen. Alles Investitionen, die sich womöglich nicht gleich in den ersten zwei Wochen auszahlen, aber langfristig hilft einem das, ein paar Prozent besser zu spielen. Und wenn das bei einem Grand Slam nur ein Match ausmacht, dann ist das schon ein Vielfaches von dem, was ich zuvor investiert habe.

Instagram als Mittel, um zu Sponsoren zu kommen

Wie wichtig ist Social Media für Ihren Sport?
Hanfmann: Das kann man so und so sehen. Diejenigen, die das machen wollen und auch gut machen, haben vielleicht eine Chance. Ich als etwas älterer, nicht ganz so bekannter Spieler kann damit nicht so viel anfangen. Vielleicht ist das eher was für Spielerinnen, die auch gut aussehen und Instagram nutzen, um ein bisschen Following oder einen Sponsor zu kriegen. Für mich ist das nix.