Staatlich geprüfte Nachhaltigkeit

Der Grüne Knopf: das erste staatliche Nachhaltigkeitssiegel für Textilien

2019 führte die deutsche Bundesregierung mit dem Grünen Knopf das weltweit erste staatliche Nachhaltigkeits-Label für die Textilherstellung ein. Es umfasst aktuell noch nicht die gesamte Lieferkette.

Der Plan, ein eigenes, staatliches Nachhaltigkeits-Siegel für die Textilindustrie zu entwickeln, entstand als Reaktion auf das Industrieunglück in Bangladesch, wo 2013 beim Einsturz des Rana-Plaza Fabrikgebäudes über tausend Menschen zu Tode kamen. Die offensichtlichen Missstände in der global agierenden Textilindustrie sollten nachhaltig behoben und das Vertrauen der Verbraucher zurückgewonnen werden. Im September 2019 wurde die erste Fassung vom Grünen Knopf präsentiert. 27 deutsche Marken und Händler unterschiedlicher Branchen waren damals mit von der Partie, darunter Vaude, Tchibo und Hess Natur. Ein Jahr später ist das Marken-Netz auf 52 Unternehmen angewachsen, darunter auch Jack Wolfskin.
Der Grüne Knopf versteht sich als „Metasiegel“, das auf bereits vorhandenen Siegeln aufbaut. Wer den Knopf haben will, muss also zuvor eines oder mehrere der sieben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) anerkannten Referenzsiegel erhalten haben und zwar so, dass alle sozialen und ökologischen Kriterien abgedeckt sind. Zu den zugelassenen Siegeln gehören: Blauer Engel, Fairtrade, Fair Wear Foundation, Oeko-Tex Made in Green, Bluesign, Cradle-to-Cradle Silver, Global Organic Textile Standard (GOTS), Naturtextil IVN zertifiziert BEST und SA 8000. Mit der Vergabe nur eines Siegels soll eine bessere Übersichtlichkeit für den Verbraucher erreicht werden.

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Zwei Säulen: Produkt und Unternehmen

Der Grüne Knopf kann nur vergeben werden, wenn Unternehmen und Produkt die Kriterien erfüllen. Das Unternehmen „als Ganzes“ muss anhand von 20 Kriterien seine menschenrechtliche, soziale und ökologische Verantwortung nachweisen. Bei der Prüfung des jeweiligen Produkts müssen 26 soziale und ökologische Kriterien eingehalten werden – von A wie Abwassergrenzwerte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot.
In der Einführungsphase, die noch bis Mitte 2021 andauert, umfasst der Grüne Knopf noch nicht die gesamte Lieferkette. Zum Start prüft er die Produktionsstufen „Zuschneiden und Nähen“ sowie „Bleichen und Färben“. Die Herausforderungen sind hier besonders groß. In den kommenden Jahren soll der Grüne Knopf auf die Arbeitsschritte „Weben und Spinnen“ sowie „Baumwollanbau / Faserproduktion“ ausgeweitet werden.

Autor:
Regina Henkel