Autor:
Astrid Schlüchter

Keine Kurse und Bäder: Jeder dritte Grundschüler ist Nichtschwimmer

So lernen Kinder wieder das Schwimmen

Laut einer aktuellen Studie kann fast jeder dritte Grundschüler nicht mehr schwimmen. Warum das so ist und mit welchen Schwimmhilfen und -kursen Hersteller wie Arena, Aqua Sphere, Restube, Speedo oder Zoggs die Kids zurück ins Wasser holen wollen, erklärt ISPO.com.

Eltern sollen ihre Kinder bereits früh ans Wasser gewöhnen.
Eltern sollen ihre Kinder bereits früh ans Wasser gewöhnen.

Wird Deutschland zu einem Land der Nichtschwimmer? Davor hat schon die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick im Vorfeld der ISPO Munich 2018 gewarnt. „Zu dieser provokanten Behauptung kann man kommen, wenn man die Ergebnisse vieler Studien der letzten Jahre heranzieht“, sagt Angela Erfurth, Senior Marketing Communications Manager bei Aqua Sphere. Rund 25 bis 30 Prozent der Grundschüler sind demzufolge nach der vierten Klasse immer noch Nichtschwimmer. „Aber auch die übrigen Schüler können nicht als sichere Schwimmer bezeichnet werden“, sagt die Aqua Sphere Managerin.

Ein Problem ist der Schwimmbäder-Schwund

Dazu kommt, dass die Zahl der Badeunfälle in den letzten Jahren extrem zugenommen hat, so sterben mehr Menschen durch Ertrinken als zum Beispiel durch Verkehrsunfälle oder bei Lawinenabgängen (WHO-Studie).

Ein Riesen-Problem stellt der zunehmende Schwimmbäder-Schwund in manchen Regionen dar, so ist die Anzahl der Schwimmbäder im Vergleich zu Anfang des Jahrtausends, die die Grundlage für Schwimmkurse bilden, laut Hendrik Ermer, Head of European Key Accounts bei Zoggs, immens zurückgegangen.

Schwimmunterricht wird oft aus dem Lehrplan gestrichen

Oder Eltern sehen sich erst gar nicht mehr in der Verantwortung, ihren Kids das Schwimmen beizubringen. „Im Ländervergleich stehen hier noch Bayern und Baden-Württemberg recht positiv da, was eventuell auch an den natürlichen Wasserflächen liegt“, so Erfurth weiter.

Was früher Schulen übernommen haben, findet heute nicht mehr statt, Schwimmunterricht wird oft aus dem Lehrplan gestrichen. Dabei ist es nicht nur lebensnotwendig, Schwimmen zu lernen, sondern die Fähigkeit fördert Sicherheit und Fitness, ganz zu schweigen davon, dass es am Ende natürlich auch extrem viel Spaß macht.

DLRG gibt Eltern Empfehlung für ihre Kinder beim Schwimmen

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG gibt zudem einige Empfehlungen für die Eltern heraus, die diese beachten sollten:

  • Machen Sie Kinder möglichst früh mit dem Wasser vertraut: Kinder können schon ab 4 Jahren Schwimmen lernen, sollten aber bereits davor erste Kenntnisse und Fertigkeiten zum sicheren Verhalten am und im Wasser erfahren!
  • Seien Sie sich immer bewusst: Wasser übt auf fast alle Kinder eine quasi magische Anziehungskraft aus.
  • Versuchen Sie vorausschauend Gefahrenpunkte (z.B. Gefahrenorte) auszumachen.
  • Unabhängig davon, ob Kinder mit oder ohne Hilfsmittel ins Wasser gehen: Erziehungspersonen haben immer die Pflicht zur aktiven und konsequenten Aufsicht (trotz Badaufsicht)
  • Kinder müssen genau wissen, was erlaubt bzw. verboten ist. Sicherheit ist jedoch nicht alleine durch Gebote und Verbote zu erreichen. Vor allem jüngere Kinder müssen häufiger an die wichtigsten Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen erinnert werden, da einmalige Belehrungen vergessen werden. Deshalb: Regelmäßige und situative Wiederholung von sicherheitsrelevanten Anweisungen.
  • Beachten Sie bitte die individuellen und aktuellen Voraussetzungen (psycho-physischer Entwicklungs- und Gesundheitszustand) des einzelnen Kindes.

Aqua Sphere: Schwimmen lernen mit Schwimmstar Michael Phelps

Erfurth: „Aqua Sphere hat dazu eine eigene Homepage ins Leben gerufen, die Informationen und Anregungen enthält, die dabei helfen sollen, Kindern Sicherheit, Wohlbefinden und Selbstvertrauen im Wasser zu vermitteln.“ Das Unternehmen hat zusammen mit Michael Phelps und seiner früheren Schwimmlehrerin Cathy Bennet ein Programm mit speziellen Lern-Produkten entwickelt, mit denen Kinder von klein auf spielerisch ans Wasser gewöhnt werden sollen. Die Schwimmhilfen, die es in gut sortierten Shops gibt, sind insbesondere für die ersten Phasen des Schwimmenlernens konzipiert. So üben Kinder damit, sich treiben zu lassen, zu planschen und schließlich zu schwimmen.

Auch andere Hersteller haben unterschiedliche Ansätze, um Kindern den Sprung ins Wasser zu erleichtern:

Zoggs setzt auf coole Schwimmlernhilfen, Arena auf Athleten

Der Hersteller von Schwimmequipment Zoggs sorgt mit einem Programm an Kombi-Produkten wie dem Water Wings Floatsuit mit herausnehmbaren Auftriebskörpern und UPF 50+ Sonnenschutz dafür, dass Kinder den Weg ins Wasser finden und Eltern im Sinne der Wassersicherheit beruhigt sind. Coole Prints der Walt Disney Superhelden „Wonderwoman“, „Batman“ und „Superman“ lassen Kids zu kleinen Helden aufsteigen.

Gemeinsam mit Arena-Athleten will man im Rahmen der „Arena Swim Academies“ Kinder und Jugendliche zurück ins Wasser holen. Dabei geht es in erster Linie um die Vermittlung wichtiger Basis-Schwimmkenntnisse und darum die Motivation für den Schwimmsport aufrecht zu erhalten. Dafür sorgen einerseits Filme, die man Online auf der Homepage abrufen kann und natürlich Live-Events mit Athleten, die in verschiedenen Städten auf dem Programm stehen.

SchwimmGut: Gemeinsam schwimmen, heißt Spaß für alle

Die Initiative SchwimmGut wurde 2016 von vier Landesschwimmverbänden ins Leben gerufen. Mittlerweile sind weitere Verbände beigetreten. Zertifiziert werden kann jeder Schwimmverein, der einem der beteiligten Landeschwimmverbände angehört.

Wer wissen will, welcher Verein Mitglied ist, sollte sich direkt vor Ort informieren. Mittelfristig soll über diese zertifizierten Schwimmschulen die Schwimmfähigkeit der Kinder gefördert und Nachwuchs für den Schwimmsport gewonnen werden. Auch Hersteller unterstützen die Initiative, wie z.B. Speedo, Aqua Lung, Beco, Fashy und Sport Thieme.

Mit Zoggs-Schwimmequipment gewöhnen sich Kinder ans Wasser.
Mit Zoggs-Schwimmequipment gewöhnen sich Kinder ans Wasser.

Pricon: Vom Nichtschwimmer zum Held

Getreu dem Motto „From Zero to Hero“ organisiert die gemeinnützige „pricon|Sports Stiftung“ zusammen mit der Deutschen Triathlon Jugend (DTJ) und mit lokalen Partnern (z.B. der DLRG) Schwimmkurse für Kinder, die nicht oder kaum schwimmen können, sozial benachteiligt sind und oft auch nicht die Chance haben, den Sport zu lernen. Ziel der Stiftung des Schwimmbrillenherstellers ist es, ein dauerhaftes Erfolgserlebnis und eine gezielte Steigerung persönlicher Kompetenzen zu erreichen.

Restube auf Sicherheit im Wasser fokussiert

Ganz allgemein dem Thema Sicherheit und Schwimmen hat sich Restube verschrieben: Das Unternehmen hat eine aufblasbare Auftriebsboje entwickelt, die sich bei Bedarf – ähnlich wie ein Lawinenairbag – aufbläst und dafür sorgt, dass man über Wasser bleibt. Wer als Kind nicht Schwimmen gelernt hat, bleibt auch als Erwachsener oft Nichtschwimmer, gibt Christopher Fuhrhop, Gründer von Restube zu bedenken und „über 40 Prozent der Deutschen hatten schon mal eine kritische Situation beim Baden“.

Für Fuhrhop ein alarmierendes Zeichen: „Die Sicherheit beim Baden ist vor allem bei Kindern sehr wichtig. Etwa 25 Prozent der Grundschulen haben keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad. Und wenn Schwimmbäder eröffnen, dann sind dies meist Spaßbäder, in welchen ordentliches Schwimmen nicht möglich ist.“

Deshalb „entwickeln wir derzeit gemeinsam mit dem Sportinstitut der Uni Karlsruhe und den Bädern ein Programm für Freiwassertraining, das allen Kindern und Erwachsenen spielerisch die Möglichkeit bieten soll, wieder richtig schwimmen zu lernen, auch in freien Gewässern.“

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Astrid Schlüchter
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