
Im März 2012 gewann Anne-Marie Flammersfeld als erste Frau den Racing the Planet Grand Slam – das heißt: Sie ist in jenem Jahr jeweils 250 Kilometer durch die trockenste, windigste, heißeste und kälteste Wüste der Welt gelaufen. Im Juli 2015 stellte sie dann den Frauen-Weltrekord am Kilimandscharo auf: Schnelllauf bergauf mit Start am Umbwe Gate bis zum Gipfel in 8 Stunden 32 Minuten. Die 41-jährige Diplom-Sportwissenschaftlerin und Personal Trainerin lebt in St. Moritz, Schweiz.
Frau Flammersfeld, Sie sind leidenschaftliche Ultra-Läuferin. Was macht für Sie den besonderen Reiz des Trailrunnings aus im Vergleich zum Laufen auf der Straße oder in der Stadt?
Trailrunning bietet einfach mehr Abwechslung, Abenteuer und Möglichkeiten. Man kann oft nicht mal eben in den Bus einsteigen, wenn man nicht mehr kann. Es hat auch viel mit Vorausplanung und Einschätzen der eigenen Stärken zu tun. Beim Trailrunning läuft man nicht nur die ganze Zeit; es gibt auch viele Passagen, in denen man geht. Bergauf und Bergab wechseln sich ständig ab. Man muss flexibel sein!

Sie haben in den vergangenen Jahren mehr als ein Dutzend großer Rennen gewonnen, nur wenige deutsche Ultra-Läuferinnen können diese Erfahrung aufweisen. Welche drei Tipps haben Sie für Einsteiger ins Trailrunning?
Keine großen Erwartungen an das Tempo. Wenn man auf Trails unterwegs ist, kann man nicht mit dem Pace eines Straßenlaufs rechnen. Die Schönheit der Natur macht aber jede Anstrengung wieder wett!
Sie haben so viele große Rennen gewonnen – Vom „Racing the Planet“ über ihren Weltrekord am Kilimandscharo bis zum Zugspitz Ultratrail: Welcher Trailrun-Lauf oder Wettbewerb ist Ihr größtes Erlebnis gewesen – und warum?
Es gibt so viele unterschiedliche Läufe. In der Summe sind alle schön. Da ich immer wieder andere Wettkämpfe laufe, ist es jedes Mal anders schön!
Kommen wir zum Thema Hersteller und Handel. Welchen Wunsch haben Sie an den Fachhandel? Und an die Hersteller von Trailrunning-Produkten?
Bitte weiterhin auf die Qualität achten. Gerade, was die Schuhe angeht. Da konnte ich in den letzten Jahren schon einen Unterschied wahrnehmen. Wird ein Schuh wahnsinnig beworben, so verliert er in Qualität. Die Sohle ist oft schon nach zwei bis drei Einsätzen abgerieben und es bilden sich Risse im Material.
Welche Trends und Perspektiven sehen Sie für das Trailrunning in nächster Zeit?
Ich hoffe, dass sich das Trailrunning weiterentwickeln wird und die Leute mehr in die Wälder und ins Gebirge gehen. Trailrunning ist auch im Gebirge noch nicht wirklich angekommen. Oft werde ich von erstaunten Wanderern belächelt oder gefragt, warum ich so schnell den Berg runterlaufen würde!?
Und warum tun Sie es?
Laufen auf Pfaden, im Unterholz, über Stock und Stein, rauf und runter schult nicht nur die Ausdauer, sondern auch die Koordination und lässt das Gehirn richtig arbeiten. Wenn ich 40 km auf Asphalt nur geradeaus laufen würde, wäre ich danach sicher mehr ausgelaugt als nach 40 km und 3000 Höhenmetern!