
Martin Schmitt ist einer der erfolgreichsten deutschen Skispringer aller Zeiten: Olympiasieger, viermal Weltmeister und zweimal Gesamtweltcupsieger. Auch nach seiner aktiven Karriere ist er dem Skispringen treu geblieben – als Mitinhaber der Vermarktungsagentur ASP Sports und Manager von Skispringern wie Severin Freund. Das Interview mit Martin Schmitt.
ISPO.com: Martin Schmitt, stören wir Sie gerade bei der Arbeit in Ihrer Vermarktungsagentur?
Martin Schmitt: Ich bin täglich mit Agenturthemen beschäftigt. Aber ich habe zum Glück die Freiheit, mir die Arbeit so einzuteilen, wie ich kann. Mein Partner Hubert Schiffmann ruft mich zwar täglich an, aber er kontrolliert nicht, ob ich schon am Schreibtisch sitze (lacht). Aber ich bin in alle Präsentationen und Themen der Agentur eingebunden. Und ich bin ja auch selbst noch ein Sportler der Agentur.
Sie vermarkten sich also quasi selbst?
Im Prinzip ja. Meine Verträge mit Firmen laufen darüber. Zum Beispiel die Kooperation mit der Barmer, wo ich beim Projekt ‚Spitzensportler bewegen Mitarbeiter‘ für Baden-Württemberg und Hessen zuständig bin. Kati Wilhelm und Frank Busemann machen das Gleiche in andere Regionen in Deutschland. Ich halte bei Terminen im Rahmen dieses Projekts immer einen Vortrag und mache ein Fitnesstraining mit den Mitarbeitern. Zusätzlich gibt es natürlich noch Einzelanfragen von Unternehmen.
Was macht eigentlich der dritte Mitinhaber Simon Ammann? Er ist ja selbst noch aktiv auf der Schanze dabei…
Simon ist in erster Linie noch Sportler, also hat er mit dem Tagesgeschäft der Agentur nichts zu tun. Aber alle wichtigen Dinge werden natürlich auch mit ihm abgesprochen und er nutzt genau wie wir sein Netzwerk aus, um neue Sportler in diesem umkämpften Markt für uns zu gewinnen.
Welche Sportler haben Sie bei der Agentur neu unter Vertrag?
Wir haben drei erfolgversprechende Skisprung-Talente neu unter Vertrag genommen: Den Deutschen Constantin Schmid, der in Titisee überraschend auf Platz acht geflogen ist. Dazu die Österreicher Daniel Huber und Stefan Huber.

Verdienen Sie als Mitinhaber der Agentur und durch Ihre Tätigkeit als Eurosport-Experte so viel wie in Ihrer Sportlerkarriere?
Ich kann auch jetzt gut davon leben, aber die Sportlerzeit war definitiv finanziell attraktiver. Aber das war damals schon extrem leistungsabhängig. In guten Jahren habe ich deutlich besser als jetzt verdient. Gegen Ende meiner Karriere dagegen hätte ich das Ganze zumindest aus finanziellen Gründen nicht mehr machen müssen.
Dementsprechend durchlebt der von Ihrer Agentur gemanagte Olympiasieger und Weltmeister Severin Freund nach seiner Verletzung auch finanziell gerade schwierige Zeiten…
Über Verträge reden wir natürlich nicht. Generell gesagt ist es jetzt natürlich nicht so, dass Severin gar nichts bekommt. Aber natürlich merkt er eine Veränderung, weil die Erfolgsprämien wegfallen. Auch der geplante Abschluss eines Vertrags mit einem neuen Skisponsor hat sich wegen der Verletzung erst einmal zerschlagen. Aber das wird schon alles wieder, schließlich hat Severin ja ein paar erfolgreiche Jahre hinter sich und ist ein echter Sympathieträger.
Kann man denn im Skispringen so gut verdienen wie zu den Glanzzeiten von Ihnen und Sven Hannawald?
Man kann im Skispringen schon auf einem ähnlichen Niveau wie damals verdienen, wenn man erfolgreich ist. Es haben sich aber einige Rahmenbedingungen geändert: Früher gab es im Weltcup Preisgeld für die besten Sechs, jetzt wird es unter den ersten 30 aufgeteilt. Und die ausrüstenden Skifirmen haben früher auch Geld für einen Vertrag bezahlt – jetzt gibt es nur noch Erfolgsprämien.
Das hängt auch damit zusammen, dass es in der Szene weniger Konkurrenz als früher gibt. Damals waren zum Beispiel noch Atomic und Rossignol im Sprungski-Markt aktiv. Und man darf ja bei der ganzen Einschätzung der Einnahmen auch nicht vergessen, dass sich die Welt in den vergangenen 15 Jahren weiterentwickelt hat.

Was könnte denn einen neuen Skisprung-Boom auslösen, der sich dann auch finanziell positiv für die Springer auswirkt? Wie wichtig wäre ein Gesamtsieg von Richard Freitag oder Andreas Wellinger?
Erfolge sind natürlich immer gut, speziell in einem Winter mit so vielen Höhepunkten. Das ist ein besonderes Jahr mit Olympia und eine große Chance. Es wäre extrem wichtig, wenn ein deutscher Springer zum Beispiel bei der Vierschanzentournee ganz vorn dabei ist. Die Tournee hat medial die höchste Aufmerksamkeit. Mit einem deutschen Sieg würde das Thema präsenter, das würde der ganzen Sportart guttun.
Und Sie hätten bei Eurosport wahrscheinlich bessere Quoten…
Ich stehe ja unten im Auslauf und ich hoffe, dass ich in Bischofshofen mit einem deutschen Tourneesieger sprechen kann. Wie für die Springer ist die Tournee ja auch für Eurosport ein Testlauf für Olympia, wo der Mutterkonzern Discovery ja Rechteinhaber ist. Die Winterspiele sollen ein Meilenstein für das Unternehmen werden, wird werden Übertragungen auf einem ganz anderen Level als bisher erleben.