Bild mit der Aufschrift Good News
LISTICLE/23.06.2021
07

7 Days, 7 Good News: Eine Woche im Zeichen der LGBTQ+-Bewegung, Regenbogenfarben in München und ein hollywoodreifes Happy End

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

Wir finden: Hin und wieder braucht es gute News. Vor allem aus dem Sport. In unseren Good News von ISPO servieren wir dir jede Woche sieben Nachrichten, die unser – und hoffentlich auch dein – Sportlerherz höherschlagen lassen. Weil die News Spaß machen. Zukunftsweisend sind. Weil sie neue Tendenzen zeigen. Weil sie eine Prise Absurdität in einer viel zu ernsten Welt streuen. Oder weil sie einfach nur Freude bringen. Hauptsache gute Laune, das ist unser Motto in diesem News-Format. Und wir legen auch gleich los. Mit einer Woche im Zeichen der LGBTQ-Bewegung, die Schließung der Gender Pay Gap in der Frauen-Basketballliga ein Happy End besser als Hollywood und vieles mehr.

Von wegen Arbeitskreis, der nicht weiter weiß...

Wenn einer nicht mehr weiter weiß, dann gründet er 'nen Arbeitskreis, sagt uns Spöttern die Erfahrung mit der Politik in den vergangenen Jahren. Bei Reebok haben sie auch so einen Arbeitskreis gegründet - aber - Tusch und Applaus - in diesem Fall mit Zielstrebigkeit und klarem Kompass. Mehr als 2700 Stunden steckten Mitarbeiter des Sportartikelherstellers in eine Neuauflage des Reebok Human Rights Award. Den gab es schon einmal fast 20 Jahre lang von 1988 bis 2007. Das Comeback des Award ist zeitgemäß für die Ziele, in unserer Gesellschaft Fortschritte bei der Bekämpfung von Rassismus und bei der Förderung von Vielfalt und Inklusion zu schaffen. Und offensichtlich kam das im vergangenen Jahr angekündigte 15-Millionen-Dollar-Programm an. Mehr als hundert Organisationen aus elf Ländern bewarben sich um die Auszeichnung. Am 12. August wird bekannt gegeben, wer gewonnen hat - dann wird aus dem Arbeitskreis dank des Gelds echte Arbeit für eine gute Sache. Reebok selbst flankiert das Ganze mit einer "Human Right Now"-Produktkapsel aus Schuhen, Bekleidung und Accessoires, die parallel auf den Markt kommen wird.

Frauen wollen die Lufthoheit von "Air Jordan"

Er ist auch ohne zu seinem legendären Sprung anzusetzen gegen diese Damen Michael "Air" Jordan. Doch auch wenn die Basketballlegende der NBA auf diesem Foto alle Basketballerinnen der WNBA locker überragt, wittern die Frauen nun Morgenluft im Kampf um die Medienpräsenz gegen Männer-Basketballer. Zum 25. Geburtstag der WNBA - also der Frauen-Basketballliga - machte Jordan bei einer Nike-Kampagne mit. Ming Smith, die erste schwarze Fotografin mit vom Museum of Modern Art gekauften Werken, fotografierte Jordan mit neun WNBA-Spielerinnen. Die US-Basketballliga der Frauen (WomenNBA) will nach vielen Jahren mit niedrigeren Gehältern und deutlich schlechteren Werbeverträgen als die Männer jetzt die Lücke verkleinern. Einen ersten Erfolg gab es.  Die Einschaltquoten im vergangenen WNBA-Fiinale lagen um 15 Prozent höher.  Die erhöhte Sichtbarkeit verdienen sich die Frauen auch durch ihren politischen Aktivismus. Spielerinnen von Atlanta Dream solidarisierten sich mit Black Live Matters. Die gesamte vergangene WNBA-Saison war Breonna Taylor gewidmet und der Kampagne "Say her Name" - Taylor wurde bei einem Schusswechsel ihres Freundes mit der Polizei getötet.

Ein Cocktail fürs längere Leben

Lust auf einen Cocktail? Die Frage war gemein, sorry. Denn unser Gute-Nachricht-Lieferant Keith Diaz neigt bei seinen Cocktails weniger zu Liegestuhl und Crushed Ice. Der Experte der Columbia Universität in den USA will uns stattdessen zum Bewegungscocktail verführen. Denn Diaz und andere Forscher haben herausgefunden, dass der passende Bewegungscocktail unserer Lebenserwartung guten Schwung bringt. Das gilt auch und gerade für die Bürohocker. Wer seinem Dauer-Sitzen schon eine leichte körperliche Aktivität ab 30 Minuten gegenüber stellt, gewinnt. Für das British Journal of Sports Medicin analysierten die Forscher sechs Studien mit mehr als 130.000 Erwachsenen in Großbritannien, Schweden und den USA. Wie "Runners World" aus der Studie zitiert, haben diejenigen, die sich mindestens eine halbe Stunde täglich sportlich betätigen, ein deutlich geringeres Risiko für eine frühzeitige Sterblichkeit. Das ist nichts Überraschendes. Die Forscher stellten aber etwas Neues fest: Nämlich dass diejenigen, die leichtere Aktivitäten in verschiedenen Kombinationen integrieren, viel eher ein längeres Leben haben. Da kommt der Cocktail ins Spiel. Diaz empfiehlt einen Mix von 3 zu 1. Das heißt, eine Stunde Sitzen bekommt als Ausgleich drei Minuten mäßige bis starke Aktivität. Alternativ können es auch zwölf Minuten leichte Aktivität sein, dazu zählt dann auch schon das Treppensteigen oder der Gang in den Garten. Hauptsache, der Cocktail ist abwechslungsreich!

Ein lässiges Outing im Sport der Homophobie

Es ist das ziemlich lässigste Statement eines Mannes aus einer für Kampf und Härte stehenden Sportart: "Ich wollte nur kurz sagen: Ich bin schwul", sagte der für die Las Vegas Raiders in der US-Profiliga NFL spielende Footballer Carl Nassib in einer Videobotschaft. Endlich geoutet, wird sich der 28-Jährige nach dem Posting gedacht haben - endlich ein Outing, wird womöglich mancher andere homosexuelle Footballer gedacht haben. Denn die NFL gilt als eine besonders für ein klischeeverzerrtes Bild vom harten Mann stehende Sportliga. Als "in ihrer gesamten Geschichte praktisch homophob" beschrieb der britische Guardian die wichtigste US-Profiliga vor wenigen Jahren. Nun ist Nassib der erste aktive Footballer, der seine sexuelle Orientierung öffentlich gemacht hat. Und er tat es mit einem Charme, mit einer Lebensfreude und einem Selbstbewusstsein, die stilbildend werden sollten. "Ich bin ein sehr zurückgezogener Mensch und hoffe, dass Ihr wisst, dass ich das nicht für die Aufmerksamkeit tue. Ich glaube einfach, dass es wichtig ist, sichtbar zu sein und sich zu zeigen", sagte Nassib. Und weiter: "Gleichzeitig hoffe ich, dass Videos wie diese und dieser ganze Coming-Out-Prozess überflüssig sind. Aber bis es soweit ist, tue ich mein Bestes, eine Kultur der Akzeptanz und des Mitfühlens vorzuleben." Die Football-Liga NFL reagierte "stolz" auf Nassib - wir wünschen unserem Mann der Woche, dass sich sein Wunsch erfüllt und er mit seinem Vorangehen jeden Stress ums Coming-Out überflüssig macht.

Über Seven Summits musst du gehen...

Zugegeben, wir denken bei den Seven Summits etwas geschmackverirrt ein bisschen an Peter Maffay. "Über sieben Brücken musst du gehn, sieben dunkle Jahre überstehn...". Bei der zweiten Zeile schließt sich dann aber auch der Kreis zu unserer sportlichsten, zugleich menschlich beeindruckendsten Leistung der Woche. Erin Parisi ist nicht mehr weit davon entfernt, als erste Transgender-Frau die sieben Gipfel erklommen zu haben und damit auch das Thema Transgender zu enttabuisieren. "Ich habe in meinem Leben nicht gedacht, dass ich beides sein könnte, trans und abenteuerlustig", sagt Parisi.  Für Parisi ist ihre Mission auch eine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und mit sich selbst. "Alles, was die Seven Summits für mich bedeuteten, war, sich diesem Stigma zu widersetzen und zu sagen, dass ich meine eigene Erzählung besitzen könnte“, sagte sie in einem Film über ihr Projekt. In nur einem halben Jahr hatte sie 2018 die ersten drei der sieben Gipfel erreicht, darunter den Kilimanscharo. Ohne einen Pass, der ihr ein eindeutiges Geschlecht zuordnet, hätte Parisi in Tansania oder Russland Gewalt fürchten müssen. Auch das ist einer der Gründe, warum Parisi das Thema Transgender aus dem Dunkel ins Licht bringen will. Sie sammelt gerade Geld für die Besteigung des Mount Everest - das soll der Gipfel ihrer Kampagne werden.

Ein Happy End besser als Hollywood

Lust auf ein echtes Happy End, besser als in Hollywood? Dann lest die Geschichte von Jon Rahm, dem Sieger der 121. US Open und lebenden Beweis, dass die Zuckerguss-Geschichten der Filmfabriken im Sport gerne Realität werden. Der Film beginnt mit einer Rückblende. Der Spanier Rahm führt Anfang des Monats mit sechs Schlägen nahezu uneinholbar vor der letzten Bahn beim Memorial Tournament im US-Bundesstaat Ohio. Doch als hätte die böse Hexe ihr Gift verstreut, wird der 26-Jährige kurz vor dem Triumph positiv auf Corona getestet und vom Turnier ausgeschlossen. Tränen, Drama, Depression, so würde der eine reagieren - doch der andere ist Rahm. Unser Held, der bei Twitter verkündet, dass genau solche Momente einen Sportler prägen. Kurz darauf schenkt er uns das volle Happy-End-Programm. Er holt seinen  ersten Sieg auf einem Major-Turnier. "Es musste in einem wunderschönen Rahmen wie diesem hier passieren", sagte er, als er seinen Konkurrenten Louis Oosthuizen mit nur einem Schlag Vorsprung ausgestochen hatte. Dabei verortete Rahm gleich höhere Mächte. Sein Sieg fiel auf den Vatertag in den USA. Seine eigenen Eltern waren zum ersten Mal bei den US Open an seiner Seite. Und Rahm selbst spielte das erste Mal ein großer Turnier als Papa - der drei Monate alte Sohn Kepa kam auf Papas Arm nach dem Triumph. Wir sind gerührt.

München ist Regenbogen

Die gute Nachricht, vermutlich die beste Nachricht, der Woche kommt aus München. Nein, sie ist München. Die Hauptstadt Bayerns gilt manchen ja bis heute als etwas verschlafen.  Quasi der Stadt gewordene Wachtmeister Dimpflmoser vom Räuber Hotzenplotz. Aber wie sich München rund um das deutsche EM-Spiel gegen Ungarn verhalten hat, zeigt, wer wirklich verschlafen ist und wer vor Frische nur so strotzt: Der Fußballverband Uefa ist verschlafen, das Verbot der Regenbogenfarben für das Münchner Fußballstadion ist so rückwärtsgewandt wie sonst nur der Vatikan. Aber zum Glück gibt es ja München: Am Rathaus, am Windrad neben dem Stadion, am Olympiaturm - an vielen Orten zeigte München Regenbogenfarben und machte so eine Demonstration gegen das LGBTQ-feindliche Agieren der Regierung in Ungarn. Das strahlte über München hinaus auf andere deutsche Städte und auf die ganze Europameisterschaft.

Themen dieses Artikels