Nachhaltigkeit/01.07.2020

Neustart in der Outdoor-Branche: Das verraten die Marktanalysen

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

Die Outdoor-Branche musste in den vergangenen Wochen völlig neuen Herausforderungen entgegen treten. Jetzt ist es Zeit für erste Erkenntnisse und Schlussfolgerungen. Wie hat sich Covid-19 auf die Sportbegeisterung der Menschen ausgewirkt? Wie gelingt jetzt der Neustart? Und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in den kommenden Monaten und Jahren? Im Rahmen der ISPO Re.Start Days geben Brancheninsider der European Outdoor Group (EOG) Einblick in diese Themen. 

Moderatorin Re.Start Days
Moderatorin Annabelle Mandeng auf der Bühne der ISPO Re.Start Days präsentiert die Panels und morderiert durch die beiden Tage.

Unter Leitung von Arne Strate, Generalsekretär der EOG, diskutierten folgende Teilnehmer in einem Workshop im Rahmen der ISPO Re.Start Days über die Zukunft der Outdoor-Sportindustrie:

- Peter Ottervanger (Head of Retail/ European Outdoor Group)
- Pauline Shepard (Head of Market Research/ European Outdoor Group)
- Scott Nelson (Programme Manager/ European Outdoor Group)
- Pippa Goodman (Client Partner/ Foresight Factory)
- Moderation: Arne Strate (Generalsekretär/ European Outdoor Group)

Die zentrale Frage, die dabei auf der Tagesordnung stand, kam wenig überraschend: Wie hat sich Covid-19 auf die Sportbegeisterung der Menschen und die Outdoor-Industrie ausgewirkt? Passend zu den ISPO Re.Start Days natürlich auch gekoppelt mit der Folgefrage: Wie gelingt jetzt der Neustart?

Arne Strate, Geschäftsführer der European Outdoor Group
Arne Strate, Generalsekretär der European Outdoor Group
Bildcredit:
Messe München GmbH

Studie: So denken die Verbraucher während der Coronakrise

Einzelhändler waren durch den Ausbruch des Virus stark betroffen und mussten im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ihre Läden schließen. Doch auch die Verbraucher waren in der Ausübung ihrer jeweiligen Sportarten teils stark eingeschränkt. Während in den Ländern der DACH-Region leichtere Beschränkungen herrschten und Sport alleine im Freien noch möglich war, hatten Outdoor-Sportler aus Ländern mit vollständiger Ausgangssperre, wie Spanien und Italien, keine Möglichkeit mehr, ihre Sportarten auszuüben.

Das zeigt sich auch in den Zahlen: Um die Auswirkungen auf die Verbraucher der Outdoor-Branche zu bestimmen, wurden je 1000 Teilnehmer aus den Märkten UK, Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Polen und Schweden befragt.

88 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal wöchentlich Sport zu machen, 61 Prozent davon hauptsächlich im Freien. Und der Sport ist ihnen dabei sehr wichtig: 58 Prozent gaben an, Outdoor-Aktivitäten während der Beschränkungen am meisten vermisst zu haben und 70 Prozent planen nach der Aufhebung mehr Sport im Freien treiben zu wollen. Jedoch mit Vorsicht: 78 Prozent wollen auf verringerten Kontakt mit anderen beim Sport achten.

Ein wesentlicher Antrieb für die sportliche Betätigung bleibt  die Gesundheit: 87 Prozent glauben, dass Outdoor-Sport das körperliche Wohlbefinden verbessert. Bei geistigem Wohlbefinden ist der Anteil mit 88 Prozent sogar noch etwas größer.

Neue Begeisterung für Sport im Freien

Spazieren und Laufen stehen nach wie vor an der Spitze der beliebtesten Outdoor-Aktivitäten, dicht gefolgt von Fahrradfahren. Die Beliebtheit für diese Sportarten wächst gleichzeitig immer weiter. Auch die Aussichten für den Markt machen zuversichtlich, wie sich auch an den Google Trends erkennen lässt: Während den Beschränkungen hat sich das Interesse am Suchbegriff „best bikes“ im Vergleich zum Vorjahr weltweit fast verdoppelt.

best Bikes Google Trends
Weltweites Interesse für den Suchbegriff "best bikes" bei Google Trends
Bildcredit:
Google

Laut Pippa Goodman, Client Partner von Foresight Factory, gibt es zur Zeit eine völlig neue Anerkennung gegenüber Outdoor-Aktivitäten. Gleichzeitig herrsche ein starker Anreiz nach draußen zu kommen.

Outdoor: Die vier Verbraucher-Kategorien

Diese Anreize sind dabei sehr vielfältig. Sie lassen sich grob in vier Kategorien unterteilen:

  • Fit and healthy: 21 Prozent der Befragten bewegen sich draußen, um ihre Gesundheit und Fitness zu steigern.
  • Mental matters: 30 Prozent verlegen ihre sportliche Aktivität ins Freie, um sich zu entspannen, Stress abzubauen oder Zeit in der Natur zu verbringen.
  • Easy Entertainment: 11 Prozent suchen draußen Unterhaltung und Entertainment, zum Beispiel durch soziale Kontakte mit Trainingspartnern.
  • Experience first: Der größte Teil, 38 Prozent, suchen ein Erlebnis oder Abenteuer im Outdoor-Sport. Diesen Anreiz haben dabei vor allem jüngere Personen.

Die gesundheitlichen Gründe sind bei älteren Menschen etwas stärker vertreten.

Die Schlussfolgerungen für den Handel liegen also auf der Hand. Es muss ein Fokus auf die Bedürfnisse der Menschen gelegt werden. Gesundheit und die Steigerung der körperlichen Belastbarkeit stehen hier im Vordergrund. Outdoor-Aktivität trägt aber auch ein großen Teil zum allgemeinen Wohlbefinden der Menschen bei. Scheinbare Gründe, die gegen Outdoor-Aktivitäten sprechen, lassen sich einfach aus der Welt schaffen und können überwunden werden.

Im Kern geht es also um die Beachtung der unterschiedlichen Motivationen, Hindernisse und Bedürfnisse bei unterschiedlichen Altersgruppen, Lebenslagen und Individuen (notwendig für zugeschnittene Zielgruppenansprache)

Diese Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Outdoor-Branche

Peter Ottervanger, Head of Retail der EOG, verdeutlicht in dem Workshop auch noch einmal die Rolle der Nachhaltigkeit für die Outdoor-Branche: „Nachhaltigkeit ist essenziell für zukünftige Geschäfte in jedem Unternehmen.“

Auch deshalb hat die EOG das „Single Use Plastic Project“ ins Leben gerufen, in dem seit 2018 mittlerweile 35 Marken und Einzelhändler der Outdoor-Industrie zusammenarbeiten, um die negativen Auswirkungen von Einweg und Einwegplastik zu reduzieren.

Denn bei durchschnittlich 4,88 Millionen Einweg-Plastikbeuteln pro Unternehmen pro Jahr kann der Einfluss auf die Natur bei falscher Handhabung enorm sein.

Peter Ottervanger, Head of Retail der EOG, auf der EOG Pressekonferenz auf der ISPO Munich 2020.
Peter Ottervanger, Head of Retail der EOG
Bildcredit:
Messe München GmbH

Warum Plastik überhaupt noch verwendet wird

Der Ruf von Plastik ist negativ. Der Hauptgrund ist klar: Die Verschmutzung der Umwelt und die Belastung der Ozeane durch die falsche Entsorgung. Doch der Schein trügt. Scott Nelson, Programme Manager der EOG, sieht Plastik aktuell als beste Materialoption für Verpackungen. Die Gründe dafür liegen im Recycling, so der Projektleiter des Single Use Plastic Projects.

Das umstrittene Material ist sowohl während dem Produktionsprozess, als auch während dem Transport und dem Gebrauch besser für die Umwelt, als die anderen Optionen. Baumwolltaschen zum Beispiel verursachen eine 7100-fach größere Umweltbelastung als LDPE-Beutel, die wiederverwendet werden. Der große Nachteil des Materials liegt einzig am Ende des Lebenszyklus in der Entsorgung.

Auch das Recycling gestaltet sich sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher schwierig. Die vielen verschiedenen Plastikarten und Farben machen eine Weiterverarbeitung zu einem brauchbaren Endergebnis oft äußerst umständlich oder unmöglich. Deshalb landen große Mengen des Recycling-Plastiks schlussendlich doch bei der umweltschädlichen Entsorgung.

Single Use Plastic Project: So kann die Lösung des Plastikproblems aussehen

Scott Nelson sieht die Lösung des Problems in einem speziellen Recycling Zyklus für Marken und Einzelhändler, die ein Recycling der anfallenden Plastikverpackung ermöglicht. Für eine einzige Marke oder einen einzelnen Einzelhändler wäre das durch die geringen Mengen nicht möglich, doch durch einen Zusammenschluss kann dieses Hindernis umgangen werden. So können 86 Prozent des Plastiks wiederverwendet werden, anstatt umweltschädlich verbrannt, vergraben oder anderweitig entsorgt zu werden.

Die EOG setzt dieses Konzept bereits mit den 35 teilnehmenden Mitgliedern um. Teilnehmen können auch Marken und Einzelhändler, die kein Mitglied der European Outdoor Group selbst sind. Weitere Informationen zur Teilnahme erhalten Sie bei der EOG.

Themen dieses Artikels