Autor:
Martin Jahns

So viel verdienen Skispringer im Weltcup

Preisgelder im Skispringen: Vierschanzentournee hinkt hinterher

Obwohl Springer wie Kamil Stoch oder Halvor Egner Granerud in ihren Ländern Superstars sind, verdient der Großteil der Skispringer deutlich weniger als andere Profi-Wintersportler. Doch die Frauen trifft es noch viel härter. Und: Zumindest finanziell ist die Vierschanzentournee längst nicht mehr der Saisonhöhepunkt.

Die Vierschanzentournee 2020/21 steigt vom 28. Dezember bis 6. Januar 2021.
Pro Weltcup-Punkt erhalten Skispringer 100 Schweizer Franken.

Skispringen ist eine der spektakulärsten und beliebtesten Wintersportarten der Welt. Vor Tausenden Fans an den Schanzen und Millionen Zuschauern bei TV-Übertragungen und Livestreams stürzen sich die Springer die Hänge hinunter.

Doch obwohl Elitespringer wie der Pole Kamil Stoch oder der Norweger Halvor Egner Granerud in ihren Ländern Superstars sind, sind die Preisgelder im Skispringen im Vergleich etwa zum Tennis, aber auch zu anderen Wintersportarten wie Ski alpin verhältnismäßig niedrig.

„Wir können uns sicher nicht beschweren, auch wenn es Wintersportarten gibt, in denen deutlich mehr geht“, sagte der deutsche Skispringer Severin Freund im Gespräch mit ISPO.com.

Hier erfahrt ihr, wie viel Preisgeld im Skisprung-Weltcup zu holen ist, und warum die renommierte Vierschanzentournee zumindest was das Geld angeht, längst nicht mehr die erste Geige im Skispringen spielt.

Skispringen der Männer: Die Weltcup-Preisgelder 2021/22

Der Ski-Weltverband FIS verteilt in der Weltcup-Saison 2021/22 pro Einzelwettbewerb 71.800 Schweizer Franken (ca. 67.000 Euro) auf die Top 30. Pro Weltcup-Punkt gibt es jeweils 100 CHF (ca. 94 Euro). So kommt der Sieger eines Weltcup-Springens auf 10.000 CHF (ca. 9.400 Euro), der Zweite auf 8.000 CHF (ca. 7.500 Euro) und der 30. auf 100 CHF (ca. 94 Euro).

Außerdem kassiert der Sieger einer Qualifikation noch einmal zusätzlich 3.000 CHF (ca. 2.800 Euro), bei einer Qualifikation im Skifliegen sogar 5.000 CHF (ca. 4.700 Euro).

Bei den Team- und Mixed-Wettbewerben beträgt das Gesamtpreisgeld 70.000 CHF (ca. 66.000 Euro), die unter den drei besten Teams zu je vier Springern aufgeteilt werden.

Das waren die Top-Verdiener im Skisprung-Weltcup 2020/21

PositionSpringerLandPreisgeld (in CHF)
1Halvor Egner GranerudNorwegen207.100
2Markus EisenbichlerDeutschland144.550
3Kamil StochPolen138.950
4Karl GeigerDeutschland119.900
5Robert JohanssonNorwegen106.400
6Ryoyu KobayashiJapan102.150
7Piotr ZylaPolen100.950
8Dawid KubackiPolen100.100
9Daniel Andre TandeNorwegen84.800
10Anze LanisekSlowenien82.500

 

Skispringen der Frauen: Noch immer deutlich niedrigere Preisgelder

Anders sieht es im Weltcup der Frauen aus. Denn für sie wird bei den Weltcup-Springen nur ein Drittel des Preisgelds der Männer ausgeschüttet. Insgesamt 25.194 CHF (ca. 24.000 Euro) sind pro Springen im Preistopf. Im Gegensatz zum Männer-Weltcup bekommen bei den Frauen nur die Top 20 Preisgeld ausgezahlt. Für die Siegerin bleiben so 3.800 CHF (ca. 3.600 Euro), für die Zweite noch 3.040 CHF (ca. 2.900 Euro) und für die Zwanzigste 418 CHF (ca. 392 Euro).

Für Siege in der Qualifikation erhalten die Frauen kein Preisgeld. Bei Teamwettbewerben werden insgesamt 10.000 CHF (ca. 9.400 Euro) unter den ersten drei Teams zu je vier Springerinnen aufgeteilt.

Das waren die Top-Verdienerinnen im Skisprung-Weltcup 2020/21

PositionSpringerinLandPreisgeld (in CHF)
1Nika KriznarSlowenien44.848
2Marita KramerÖsterreich44.430
3Sara TakanashiJapan39.756
4Silje OpsethNorwegen36.432
5Daniela Iraschko-ScholzÖsterreich27.358
6Ema KlinecSlowenien25.354
7Maren LundbyNorwegen20.999
8Chiara KreuzerÖsterreich13.346
9Irina AvvakumovaRussland12.863
10Katharina AlthausDeutschland12.258

Raw Air lukrativer als Vierschanzentournee

Auffällig: Ausgerechnet der sportliche Saison-Höhepunkt, die traditionsreiche Vierschanzentournee, geizt bei aller TV-Präsenz mit dem Preisgeld: Mit ihren ca. 17.500 Euro Preisgeld für den Tourneesieger – neben den im Weltcup üblichen Prämien bei den Einzelspringen – ist sie mit Blick auf andere Großveranstaltungen im Sport weniger lukrativ.

Zum Vergleich: Als Sven Hannawald 2001/2002 seinen historischen Grand-Slam-Sieg bei der Vierschanzentournee feierte, kassierte er allein bei diesen vier Springen zusammen 330.000 Euro. Zu den Preisgeldern kamen damals noch Prämien vom Deutschen Skiverband (DSV), die es in dieser Form heute nicht mehr gibt.

„Es kann nicht sein, dass die Tournee deutlich weniger Geld ausschüttet als beim Langlauf die Tour de Ski, wo der Gesamtsieger 55.000 Franken (48.000 Euro) bekommt“, ärgert sich Ex-Springer Martin Schmitt.

Auch im Skisprung-Kalender ist die Tournee zumindest finanziell mittlerweile abgehängt. Seit 2017 steigt in Norwegen das Raw Air Tournament. Auf vier Schanzen wird dort zehn Tage lang um insgesamt 100.000 Euro Preisgeld gesprungen und geflogen. Mit 60.000 Euro Preisgeld kassiert der Gesamtsieger dort fast viermal so viel wie bei der Vierschanzentournee. Der Dritte bekommt immerhin noch 10.000 Euro.

Und auch bei den Frauen gibt es in Norwegen mehr zu holen: Der Siegerin winken 35.000, der Zweiten noch 15.000 und der Dritten 5.000 Euro.

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Martin Jahns