
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der einst ungebremste Wirtschaftsboom in China hat klar an Geschwindigkeit eingebüßt. Wuchs das Bruttoinlandsprodukt 2010 noch um 10,6 Prozent, muss sich China 2016 nur noch mit 6,7 Prozent zufriedengeben. Für die kommenden Jahre prognostiziert eine Studie der Weltbank-Gruppe sogar nur um die fünf Prozent.
Im Vergleich mit westlichen Nationen wie zum Beispiel Deutschland, das 2016 bei rund 1,7 Prozent lag, ist immer noch deutlich mehr, es zeigt aber auch, dass China gegen die Mechanismen der globalen Marktwirtschaft nicht immun ist und mit eigenen Problemen zu kämpfen hat.
Die Folge – ein deutlicher Tiefschlag: Die Ratingagentur Moody’s hat gerade Chinas Kreditwürdigkeit erstmals seit 1989 um eine Stufe von Aa3 auf A1 herabgesetzt.
ISPO.com erklärt, warum diese Phase des abkühlenden Wirtschaftsbooms dennoch eine Chance für westliche Unternehmen zum Investment im Reich der Mitte ist.
Produktivität versus Nachfrage
Wachstum um jeden Preis war in China lange Zeit vollkommen akzeptiert. Niedrige Löhne, Produktion ohne Reglementierungen für Umweltschutz und Arbeitskräfte die Regel – die Nachfrage im Land musste um jeden Preis gedeckt werden. Die Folgen waren zum einen eine hohe Umweltbelastung, die die Bürger des Landes ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr hinnehmen wollten. Zum anderen wuchs eine neue Mittelschicht heran, die sich vom einstigen schlechtbezahlten Landarbeiter-Status hin zum gelernten Industriearbeiter emanzipierte.
Chinas Bürger entdeckten den Konsum für sich und die Nachfrage nach Produkten ist nach wie vor hoch. Um aber der Umweltbelastung Herr zu werden, müssen die Produktionsprozesse angepasst werden, was den Output an Produkten zurückgehen lässt. Bei gleichbleibender Nachfrage bedeutet dieses Szenario gleich zwei Chancen für westliche Unternehmen.
Qualität statt Quantität
China ist einerseits auf Import-Produkte angewiesen, vorzugsweise hochqualitative Ware, da viele Bürger Chinas ihre neuen finanziellen Möglichkeiten auch nach außen zeigen wollen. Die Bereitschaft zum Konsum westlicher Artikel, gerade auch aus dem Sportsegment, ist größer denn je, wobei westliche Unternehmen zunächst stark auf E-Commerce setzen können, um so die Einstiegsinvestitionen relativ gering halten zu können.
Innovation statt Wissenstransfer
Die zweite Chance bietet sich auf der technischen Seite. China befindet sich aktuell an der sogenannten Innovationsschwelle, bei der sich die Produktivität des Landes vom bloßen Wissenstransfer von außen hin zu eigenständiger Innovation entwickeln muss. Solange dieser Schritt nicht komplett vollzogen ist, bietet sich für westliche Unternehmen hier die Möglichkeit, mit den neuesten Fertigungstechniken zu punkten.