
Verbunden mit einer zunehmend finanzstarken und gut ausgebildeten Mittelschicht herrschten in den vergangenen Jahren beste Bedingungen für die Sportartikel-Industrie und natürlich auch für die stetig wachsenden Multisegment-Sportmessen ISPO SHANGHAI und ISPO BEIJING.
Und doch, in manchen Bewertungen haben sich sogar die China-Experten verschätzt. ISPO.com nennt drei Punkte, in denen sich der chinesische Sportmarkt nicht so entwickelt hat, wie vor fünf Jahren prognostiziert – und was daran positiv ist.
1. Konkurrenz belebt das Geschäft
Die Phase des bloßen Kopierens in China ist definitiv vorbei. Selbstverständlich werden die sogenannten „Copy Cats“ nie ganz verschwinden, aber es hat sich ein neues Selbstbewusstsein bei chinesischen Unternehmen gebildet.
Der Know-how-Rückstand wurde schneller aufgeholt als erwartet und mittlerweile produzieren westliche und chinesische Firmen auf Augenhöhe. Diese Konkurrenz belebt das Geschäft und forciert Innovation statt Abkupfern – auf beiden Seiten.
Dies führt dazu, dass chinesische Unternehmen wie STARY oder FLIPSLED bei ISPO BRANDNEW nicht mehr zur Ausnahme, sondern zur Regel gehören und zuletzt bei der ISPO BEIJING 2017 ein eigenes Start-up-Village veranstaltet wurde.
Für die ISPO SHANGHAI 2017 hat sich die Messe München aus diesem Grund zur Kooperation mit der Messe Sports Tech Asia entschieden, welche die neuesten Produktionstechniken im Textilbereich präsentiert.
2. Bewusstsein für CSR-Themen wächst
An das neue Selbstbewusstsein und die gestiegene Produktionsqualität angeschlossen, reiht sich die nächste Prognose, die so nicht eingetroffen ist: Corporate Social Responsibility (CSR) spielt 2017 bereits eine deutlich größere Rolle als angenommen. Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit hat sich in China mächtig was getan.
Nicht falsch verstehen, dass Reich der Mitte hat die Luftverschmutzung und viele andere Umweltprobleme noch längst nicht im Griff, aber das Bewusstsein für die Problematik ist bei der Regierung über die Produzenten bis zum Kunden vollständig angekommen und wird massiv bekämpft.
„Nachhaltigkeit hat für chinesische Kunden aufgrund der problematischen Umweltverschmutzung im Land im weltweiten Vergleich die größte Bedeutung“, so Martin Kössler, Gründer des Market Introduction Program for China (MIP) und Sprecher beim MIP Tagesseminar in München am 31. Mai.
Hier können Sie sich für das Seminar in München anmelden: academy@ispo.com.
Auch die anderen CSR-Teilbereiche wie zum Beispiel Arbeitsverhältnisse für Angestellte oder die soziale Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft bekommen in China ein immer größeres Gewicht.
3. Nicht nur Fußball, sondern Vielfalt
Noch vor ein paar Jahren galt in China: Je größer der Star, desto höher der Absatz. Dementsprechend investierten vor allem die Fußball-Klubs der Chinese Super League und ihre Besitzer und Investoren in aberwitzige Transfersummen und Gehälter für ausländische Spieler. Keine Summe war den Entscheidern verrückt genug.
Sportartikelriese Nike, von 2009 bis 2019 Ausrüster der kompletten Liga, freute sich über die zusätzliche Aufmerksamkeit einer ansonsten sportlich unbedeutenden Liga und die damit verbundenen Mehreinnahmen.
Dieser Trend ist nun etwas abgeflaut, da viele Investoren verstanden haben, dass es auch andere Bereiche im Sport gibt, in die es zu investieren lohnt – und mit denen man sogar Geld verdienen kann: Breiten- und Freizeitsport, Sport-Events und Sport-Tourismus.
Marathon-Events, Surfcamps oder öffentlich nutzbare Sportplätze, die Möglichkeiten zum Investment sind vielfältig und werden genutzt. Mit der Folge, dass die Chinesen ihren neuen Reichtum und die gestiegene Freizeit in Aktivitäten rund um den Sport mit Kleidung, Sportgeräten und Reisen investieren.