
Die COCA-Studie, die mit der Unterstützung der ISPO BEIJING erstellt wurde, unterscheidet bei den getätigten Umsätzen zwischen Einzelhandel, der sich effektiv in den Geschäften abspielt, und dem Großhandel, den die Marken und ihre örtlichen Repräsentanten unterhalten, um die Händler zu beliefern.
Demnach wuchs der Einzelhandel in 2015 um 10,51 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte ein Volumen von 22,19 Mrd. Yuan Renminbi (3,01 Mrd. Euro). Der Großhandel stieg sogar noch schneller an, und zwar um 12,22 Prozent auf 12,31 Mrd. Yuan (1,67 Mrd. Euro).

Diese Entwicklung lässt vier Vermutungen zu: Erstens könnte der Einzelhandel weiterhin überversorgt sein (durch den Großhandel) – eine Befürchtung, die sich schon seit längerem darstellt und dazu führen könnte, dass der Handel nicht im gewünschten Umfang von seinem Warenbestand herunterkommt.
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Zweitens ist es möglich, dass optimistisch in die Zukunft geblickt wird, da der Großhandel in der Regel zeitversetzt arbeitet und so die Entwicklungen in den Läden für die folgenden Monate „vorausahnen“ muss. Drittens könnte es bei der Ermittlung von Großhandels-Umsätzen zu Unschärfen kommen, da die Marken und ihre Vertreter in China selbst gerne Einzelhandel betreiben.
Viertens – und am wichtigsten – steht zu befürchten, dass an der Ladentheke mit Rabatten gearbeitet werden muss, was sich auf die Zahlen im Großhandel zunächst nicht unmittelbar auswirkt.
Stagnation bei neuen Marktteilnehmern
Dass am chinesischen Markt eine gewisse Normalität eingetreten ist, zeigt sich auch an der Entwicklung bei den Marken, die neu im Geschäft sind. Hier gab es im vergangenen Jahr nur geringe Zuwächse – vor allem bei den heimischen Anbietern.
Die Zahl der chinesischen Marken gibt nach wie vor den Ton an, denn sie überwiegen mit insgesamt 955. Das entspricht einem Wachstum gegenüber 2014 von weniger als einem Prozent. Chinesische Marktbeobachter lassen uns wissen, dass der kritische Faktor die örtlichen Fabriken sind, die sich zum Teil selbst als Marke versucht haben und auf diesem Gebiet, das ein ganz eigenes Geschäftsfeld darstellt, vorsichtiger geworden sind.
Bei den internationalen Marken sieht es nicht allzu viel besser aus: Wer jetzt noch aus dem Ausland daherkommt und meint, einfach den Rahm abschöpfen zu können, wird Hausaufgaben machen müssen. Das Plus lag hier gegenüber dem Vorjahr bei knapp 1,6 Prozent.
Weg von der Mall, hin zum Spezialisten
Die neuesten Zahlen der Outdoor Alliance suggerieren zudem einen leichten Trend weg von den klassischen Einkaufszentren mit ihren Monomarken-Läden. Gleichzeitig registriert die Untersuchung eine Zunahme bei den spezialisierten Outdoor-Händlern. Demnach sank die Zahl der Monomarken-Läden in den Shopping Malls erstmalig von 7872 in 2014 auf 7451 in 2015. Dies spiegelt unter anderem die gestiegenen Betriebskosten in den prominenten Konsumtempeln wider.
Die Zahl der Outdoor-Spezialisten im Einzelhandel konnte hingegen erneut zulegen – wenn auch nur leicht. 2215 Händler im Jahr 2015 standen 2165 im Jahr zuvor gegenüber. Auch der E-Commerce konnte sich nach Zahl der Webseiten leicht verbessern: Hier lag die Zahl um 15 Anbieter höher als im Vorjahr und erreichte 673 Online-Verkaufsstellen.
Outdoor-Flaute lässt auf sich warten
Das gemeinhin erwartete Abflauen am chinesischen Outdoor-Markt lässt also noch auf sich warten. Wie vielfach vorausgesagt, geraten die Einkaufszentren mit ihrem eher modischen Angebot auf kostenintensiver Fläche allmählich in die Defensive. Gleichzeitig machen die unabhängigen Spezialhändler – wenn auch nur langsam – an Boden gut. Unterm Strich wächst der Outdoor-Markt in China weiterhin, auch wenn er nun tendenziell anders verteilt wird.