Sportbusiness/01.12.2015

Modelabel O1O6: Allzweckjacken für Hipster

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Ein bisschen Outdoor, ganz viel urbaner Lifestyle: Die Macher des Modelabels O1O6 hatten ein Ziel – die Jacke für alles, geeignet für Geschäftstermine, gleichzeitig sportlich und freizeittauglich. Die Idee wurde bei ISPO BRANDNEW prämiert, mittlerweile zeigt O1O6 seine erste Kollektion.

Die Macher von O1O6: Outdoor und urban zugleich soll ihre Jacke sein.
Drei Fünftel von O1O6: Charles Cox, Christina Heusner und Christian Vornehm. Ein bisschen Outdoor, ganz viel urbaner Lifestyle: Charles Cox, Christina Heusner und Christian Vornehm von O1O6 sprechen mit ihren Jacken den modernen Stadtmenschen an.

Die Eingebung kam Christian Vornehm auf dem Fahrrad. Der Grafikdesigner tritt am liebsten in die Pedale, um Kunden zu besuchen. Damit Regen ihn nicht durchnässte, Wind ihn nicht verkühlte, steckte er stets in einer Outdoorjacke.

Nur fand er, dass diese nicht schön ist und optisch schon gar nicht zum Beruf eines Designers passte. Seinem Arbeitskollegen Hassan Mülhaupt ging es genauso. Gemeinsam suchten sie nach einer Jacke, die sowohl funktional ist als auch gut aussieht. Als sie diese nicht fanden, kam der Entschluss: „Dann machen wir es eben selbst“.

"Intelligent Urban Clothing"

Seit Februar 2014 gibt es das Start-up O1O6. Das kleine Münchner Modelabel wirbt mit dem Slogan „intelligent urban clothing“. Ihre Innovation: Die Vorteile einer Outdoorjacke mit dem modischen Anspruch eines Wintermantels verbinden. Die erste Kollektion, bestehend aus drei Modellen, ist wasser- wie windabweisend.


Die Intelligenz soll in den Details stecken. Die Brusttasche für das Smartphone besitzt ein gelasertes Fach für Kopfhörer, die Reisverschlüsse der Taschen sind allesamt mit einem wasserabweisenden Zipper in Lederoptik versehen.

Innovative Textilien

Für Bewegungsfreiheit und eine optimale Atmungsaktivität sorgt die Stretchkonstruktion, der asymmetrische Ärmelabschluss garantiert dem Träger den bestmöglichen Windschutz. Ein weiteres cleveres Merkmal: Das Verschlussband aus Leder, das es ermöglicht, die Jacke auf dem Fahrrad offen zu tragen, ohne dass sie einem um die Ohren weht.

Bei ISPO BRANDNEW wurden sie 2015 als „Overall Winner“ für Start-ups im Sport Business ausgezeichnet. Angetreten waren sie, um von einer hochkarätigen Jury zu hören, ob sie überhaupt auf dem richtigen Weg sind. Den Preis zu gewinnen - damit hatten sie laut eigener Aussagen nicht gerechnet.

Eine Jacke für München

Nach diesem Erfolg versuchten die Macher zunächst erfolglos per Crowdfunding an ausreichend Kapital zu kommen. Sie entschieden sich anschließend, auf so viele Vorbestellungen zu warten, bis sie nicht mehr draufzahlen mussten. Nun verschicken sie ihre Mode unter anderem in die USA und nach Japan. Und das, obwohl sich O1O6 vor allem als lokale Marke versteht.

Das verdeutlichen schon die Namen. Die Modelle heißen Lehel, Westend und Sendling – alles Stadtteile von München. Die Ausführungen sollen nach Vorstellung der Macher jeweils zum Viertel passen, wie es sich gibt, für was es steht. Lehel steht Vornehm zufolge für "das städtische Bürgertum mit einer gewissen Eleganz", die Jacke ist deswegen die Klassische in der Kollektion. Die Variante Sendling solle auch das Traditionelle des Stadtteils widerspiegeln, "für den urbanen Typ mit Sinn für Eleganz". Westend hingegen stehe als neues Viertel für "lockere Struktur und ein gemischtes Volk", das Model ist die Sportlichste von den dreien.

Dass sie nun ohne eigenes Marketing weltweit liefern, sagen sie, haben sie den Kontakten während der ISPO zu verdanken. Viele der ersten Bestellungen seien auf die Messe-Kontakte zurückgegangen. In den drei Tagen hätten sie quasi nur geredet, Neugier und Interesse aus der ganzen Welt seien immens gewesen. Für O1O6 war die ISPO "ein toller Start und ein guter Schubs in die richtige Richtung", so Vornehm. Auch die Medien-Kontakte würden nun bei der Vermarktung helfen.

Neues Feld Entrepreneurship

Zu Beginn wussten sie nicht mal, ob ihre Idee überhaupt ankommen würde. Für die beiden Grafiker war Entrepreneurship in der Mode etwas völlig Neues. Sie suchten nach einem Modedesigner, der ihre Idee umsetzen konnte, und fanden ihn in Charles Cox.

Sie vertreiben ihre Mode ohne die Hilfe von Großhändlern; jede Bestellung wird persönlich zur Post gebracht. Allerdings haben alle bei O1O6 noch ein zweites Standbein – für den Fall, dass die Premium-Jacken doch nicht genügend Fans finden.


Teil der Slow-Fashion-Bewegung

Stolz sind sie auf das Material ihrer Kollektion. Der Loden-Stoff kommt aus einer 120 Jahre alten Manufaktur aus Österreich, produziert wurden die Stücke in Italien. „Wir wollen bewusst vom Massenmarkt wegbleiben“, so Vornehm. Das hat seinen Preis. Die drei Jacken kosten zwischen 449 und 649 Euro.

Dass sie damit nur eine bestimmte – weil besonders zahlungsfähige – Zielgruppe ansprechen, ist den Machern bewusst. Sie sehen sich als Teil der Slow-Fashion-Bewegung, ein Konzept für Modekultur, das vor allem auf Nachhaltigkeit setzt. Das Label richtet sich auch in erster Linie an ein städtisches Publikum, das merkt man an den bärtigen Hipster-Models, die einem von den Werbeplakaten aus entgegen lächeln.

Für nächstes Jahr sind nur kleinere Änderungen vorgesehen. Die meisten Details wie das Lederband werden bei jedem Modell als Teil der Marken-Identität gleich bleiben, erklärt Designer Cox. Langfristig soll das Sortiment erweitert werden, ob es auch Frauen- oder Kindermode geben wird, ist noch nicht klar. Alles sei möglich. „Jeder hat seinen Bedarf, schön auszusehen“, sagt Vornehm. Auch bei Regen auf dem Fahrrad.  




Jasper Ruppert Autor: Jasper Ruppert