Nachhaltigkeit/17.11.2020

Fairtrade Textile Production: Siegel für faire Produktionsbedingungen

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Das „Fairtrade Textile Production“-Siegel will die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Textilproduktion verbessern. Es gibt noch keine zertifizierten Produktre, aber erste zertifizierte Fabriken.

Der Fairtrade Textile Production Standard will innerhalb von sechs Jahren existenzsichernde Löhne umsetzen.

Fairtrade International, die Dachorganisation von Fairtrade Organisationen aus 24 Ländern und Produzentennetzwerken aus Asien, Afrika und Lateinamerika, schuf 2005 das erste Fairtrade-Cotton-Siegel und weitete den bis dahin auf Anbau und Handel von Lebensmitteln spezialisierten Standard erstmals auf Baumwolle aus. 2016 kam ein weiteres Siegel für die Textilindustrie hinzu, das nicht nur die Herstellung von Baumwolle berücksichtigt, sondern weitere Fasern in den Blick nimmt sowie die gesamte Textillieferkette: Das „Fairtrade Textile Production“-Siegel. Es soll die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Textilproduktion verbessern.

Wichtigster Unterschied des Fairtrade-Textilstandards gegenüber anderen sozial ausgerichteten Standards und Initiativen ist die Vorgabe, dass zertifizierte Unternehmen sich verpflichten müssen, innerhalb von sechs Jahren existenzsichernde Löhne umzusetzen. In vielen Ländern liegt der gesetzlich vorgeschriebene oder branchenübliche Mindestlohn nicht auf einem existenzsichernden Niveau. Die Höhe des existenzsichernden Lohns ermittelt Fairtrade anhand der vorliegenden, mit den lokalen Gewerkschaften verhandelten Tarifen oder mithilfe regionaler Benchmarks, die in Studien ermittelt wurden.

Wichtige weitere Forderungen sind Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Verbot von Zwangsarbeit und Kinderarbeit, Versammlungsfreiheit für Arbeiter, Verbot schädlicher Chemikalien sowie die Durchführung von Trainings und Schulungen für Mitarbeiter, damit diese ihre Rechte kennen und einfordern können.

Das Siegel: fair hergestellte Fasern und faire Produktion

Um das Textilsiegel am fertigen Produkt nutzen zu können, muss das Textil zu mindestens 50 Prozent aus Fairtrade Baumwolle oder anderen verantwortungsvoll produzierten Fasern bestehen. Dazu zählen beispielsweise „Cotton made in Africa (CmiA)“ und die „Better Cotton Initiative“ sowie weitere Bio-zertifizierte Fasern nach nationalen Bio-Standards. Auch die Zellulosefasern der Lenzing Gruppe, wie z.B. Tencel, gehören dazu. Zudem müssen alle Fabriken der nächsten Verarbeitungsstufen Fairtrade zertifiziert sein.
Auf jedem Fairtrade-Textilsiegel erklärt ein beigefügter Text, inwieweit das Unternehmen oder die Marke für ihre jeweilige Lieferkette eine Einhaltung des Standards bereits erreicht hat. Verbraucher können erkennen, ob das Produkt aus einer Lieferkette stammt, in der existenzsichernde Löhne bereits erreicht wurden, oder ob existenzsichernde Löhne noch gemäß dem Zeitrahmen von sechs Jahren in Arbeit sind. Es wird auch gekennzeichnet, ob das Produkt Fairtrade-Baumwolle oder andere verantwortungsvoll produzierte Fasern enthält.

Da die Voraussetzungen für das Produkt-Siegel sehr komplex sind, gibt es derzeit noch keine zertifizierten Produkte, jedoch erste Fabriken, die zertifiziert sind. Unabhängig vom Siegel können Unternehmen jederzeit am Fairtrade Textilprogramm teilhaben, um Unterstützung bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette zu erhalten.




Dr. Regina Henkel Autor: Regina Henkel