Wintersport/02.01.2016

Millionengeschäft Vierschanzentournee

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Zum Glück ist der Umrechnungskurs zum Schweizer Franken derzeit günstig. So wird der Gesamtsieger der anstehenden Vierschanzentournee eine Extraprämie von knapp 18.500 Euro (20.000 Schweizer Franken) kassieren.

Severin Freund holte 2014 olympisches Gold im Mannschaftswettbewerb von Sotschi
Severin Freund holte 2014 olympisches Gold im Mannschaftswettbewerb von Sotschi

Dazu gibt es einen goldenen Adler als bleibende Erinnerung. Wenig Ertrag für viel Risiko beim größten jährlichen Event im Wintersport für die Luftfahrt-Experten.

Skispringen keine Gelddruck-Maschine

„Richtig reich werden kann man mit Skispringen als Sportler nicht. Dabei ist das ein interessanter Sport mit den riesigen Einschaltquoten bei Olympia oder der Tournee“, sagt der Österreicher Thomas Morgenstern, Vierschanzen-Tournee-Sieger von 2011.

 

 

International erzielte die Tournee im vergangenen Winter eine kumulierte Reichweite von 141 Millionen. Bei ARD und ZDF verfolgten insgesamt 34,07 Millionen die Tournee live, im österreichischen ORF 5.57 Millionen.

Absolutes Highlight war das beliebte Neujahrsspringen, das in Deutschland mehr als 6 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte.

Millionen-Publikum beim Skispringen

Der Skisprung-Grand-Slam zum Jahreswechsel begeistert Millionen – und bewegt Millionen. Bei der vergangenen Tournee brachten insgesamt 110.000 Zuschauer in den vier Tourneeorten Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen eine Millionensumme in die Kassen.

 

Wetterfest: Hightech-Kameras bei der Vierschanzentournee
Wetterfest: Hightech-Kameras bei der Vierschanzentournee
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In den vier Traditionsorten werden auch die vier örtlichen Skiklubs zu Profiteuren – sie holen mit dem Event in der Regel die Kosten für die Bezahlung der Nachwuchsarbeit und von hauptamtlichen Trainer für das ganze Jahr herein.

Der Deutsche Skiverband (DSV) und der Österreichische Skiverband (ÖSV) kassieren jeweils geschätzte zwei Millionen Euro von Vermarkter Infront, mit dem der Vertrag bis 2018 verlängert wurde.

Refinanzierung durch Sponsoring

Der wiederum refinanziert sich durch bekannte Sponsoren. In diesem Winter ist Audi neuer Presenting Sponsor. Ein Unternehmen, das pro Jahr geschätzte 12 Millionen ins Wintersport-Sponsoring steckt. Dazu kommen Veltins, Bauhaus, Generali und Intersport als Hauptsponsoren der Vierschanzentournee.

Für das Sportunternehmen gilt das Motto: Intersport gleich Wintersport. „Mit den vier Springen verbindet uns eine langjährige Tradition – mittlerweile war die Marke Intersport bei insgesamt über 25 Ausgaben der Vierschanzentournee zu sehen“, sagte Franz Julen, CEO von Intersport International Corporation (IIC), bei der Vertragsverlängerung.

Highlight im Skisport

„Die Vierschanzentournee ist ein Highlight im Nordischen Skisport und ermöglicht – insbesondere durch das attraktive Zeitfenster um die Jahreswende – eine optimale Ansprache unserer Zielgruppen über mehrere Generationen hinweg.“

 

Immer hautnah dabei: Die Spider-Cam verfolgt den Flug der Ski-Springer
Immer hautnah dabei: Die Spider-Cam verfolgt den Flug der Ski-Springer
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Der reizvolle Termin lässt auch die Kassen bei den übertragenden TV-Sendern klingeln. Der teuerste 20-Sekunden-Spot kostet bei der ARD 15.200 Euro.

Auch das Premium Skisprung Paket 2016 mit zwei Solospot-Platzierungen, neun Splitscreen-Platzierungen und einem klassischen Werbeblock für insgesamt 233.400 Euro ist ausverkauft.

Vor all dem Geld kommt bei den im Verhältnis zum Showfaktor und Risiko unterbezahlten Fliegern allerdings verhältnismäßig wenig an. Im Höchstfall sind in diesem Jahr bei der Vierschanzentournee gut 55.000 Euro (60.000 Schweizer Franken) an Prämien drin.

Skisprung-Grand-Slams eine Seltenheit

Neben den 18,500 Euro für den Gesamtsieg gibt es noch je 9.200 Euro (10.000 Schweizer Franken) für die vier Tagessiege. Alle vier Springen konnte in der Geschichte des Skisprung-Grand-Slams seit 1953 allerdings nur ein Flieger gewinnen: Sven Hannawald.

Der Überflieger kassierte für seinen historischen Vierfachsieg vor inzwischen 14 Jahren insgesamt etwa 330.000 Euro an Preisgeldern und Prämien vom Deutschen Skiverband, die es heute in dieser Form nicht mehr gibt.

 

 

Die Einschaltquoten von damals bis zu 18 Millionen Zuschauern in Deutschland bei RTL sind Geschichte – auch mangels deutscher Erfolge. Auch den bei der 60. Jubiläums-Tournee ausgelobten Jackpot von einer Million Schweizer Franken für einen Grand-Slam-Sieg gibt es diesmal nicht.

„Wir haben damals besser verdient als die Springer heute und konnten es wegen der gigantischen Quoten im Fernsehen auch besser vermarkten. Außerdem bin ich kein Typ, der in Saus und Braus leben muss. Ich habe schon ein gewisses Polster, von dem ich zehren kann“, sagt Hannawald.

Prämien aus dem Sponsoring

Im gesamten vergangenen Winter – inclusive Gesamtweltcup-Sieg und zwei Weltmeister-Titeln – kassierte Severin Freund als Topverdiener der Szene gut 183.000 Euro (198.900 Schweizer Franken).

Dazu dürfte mindestens nochmal die gleiche Summe an Prämien und Werbeeinnahmen für Kopf- und Skisponsoren kommen. Aber: Freund ist eben auch Weltspitze, nicht Mittelmaß. Vor allem beim Gehalt.




Autor: Lars Becker